Die
Nachricht: Die Maturitätsquote steigt in einigen Kantonen auf Rekordhöhe.
Gleichzeitig fallen zunehmend Gymi-Absolventen mit tollem Abschluss durch ihr
Studium.
Der Kommentar: Über einen Matura-Abschluss entscheidet nicht zwingend
der Wille, nicht die Intelligenz und auch nicht das Können. Je nachdem, in
welchem Kanton, Bezirk oder Gymnasium man die Mittelschule besucht, ist es
entweder leicht oder verdammt schwer, einen Abschluss zu machen. Die Maturitätsquoten
unterscheiden sich massiv. Zwar bleibt die landesweite Quote konstant bei 20
Prozent, dennoch vermelden mehrere Kantone Rekordzahlen.
Darum prüfe, wer sich ans Gymnasium bindet, Schweiz am Sonntag, 12.6. Kommentar von Yannick Nock
Die
Erziehungsdirektoren und die Hochschulen gehen gegen die wachsende Ungleichheit
vor. Sie konzentrieren sich auf den Übergang zur Universität. Das ist richtig,
aber nicht ausreichend. Genauso wichtig wäre es, vor der Mittelschule
anzusetzen. Eine Aufnahmeprüfung zum Gymnasium würde viele Probleme lösen,
bevor sie entstehen. In den meisten Kantonen der Deutschschweiz gehört die
Prüfung zum Alltag.
Dementsprechend tief ist die Maturitätsquote. Hoch ist
hingegen der schulische Erfolg an den Unis, aber auch während der Mittelschule.
Nur wenige St. Galler fliegen nach der Probezeit aus dem Gymi. Das Gegenteil
ist in Genf der Fall, wo Lehrer und Eltern entscheiden, wer an die Mittelschule
darf. Die Folge: Jeder zweite fällt vor dem Abschluss raus – und trotzdem liegt
die Quote der 19-jährigen Genfer mit Matura bei hohen 29 Prozent, also massiv
über der Deutschschweizer Quote. Dementsprechend verwässert ist ihr Abschluss.
Ein einheitliches, strengeres Vorgehen vor und während der Gymizeit würde allen
nützen. Wer früher durch die Maschen fällt, steht schneller wieder auf.
Maturanden wissen schnell, woran sie sind, die Universitäten müssen das erste
Jahr nicht mit Aussieben verschwenden, und Lehrmeister finden endlich wieder
Lehrlinge, denn eine Berufslehre bietet genauso viele Chancen wie die Matura.
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