Es tönt paradox: Ausgerechnet die
Gewerkschaft VPOD Zürich, eine vehemente Befürworterin des Lehrplans 21,
verlangt, dass dessen Einführung vorläufig sistiert wird. Sie tut dies mit
einer dem Kantonsrat unterbreiteten Einzelinitiative von Katrin Meier,
Präsidentin der VPOD-Sektion Lehrberufe, im Kantonsrat – im Wissen darum, dass
die Kompetenz, einen solchen Entscheid zu fällen, allein beim Bildungsrat
liegt.
VPOD verlangt die Sistierung des Lehrplans 21, Bild: Simon Tanner
Gewerkschaft verlangt Moratorium, NZZ, 13.5. von Walter Bernet
Meier schwebt eine Aufschiebung der
Einführung um zwei bis drei Jahre vor, einen fixen Termin sieht ihre Initiative
nicht vor. Damit solle sichergestellt werden, dass der Lehrplan 21 in der
Schule auch tatsächlich etwas verändern werde, sagt Meier auf Anfrage. Die
Sparpläne der Regierung stellten dies zurzeit in Frage. So sei nur eine
minimale Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte vorgesehen. Die Anpassung der
Stundentafel müsse kostenneutral sein, was nur mit weniger
Halbklassenunterricht in der Mittelstufe erreicht werde. Zudem erforderten die
Schaffung der Infrastruktur und die Weiterbildung der Lehrkräfte für den neuen
Medien- und Informatikunterricht Zeit und Ressourcen.
Auch inhaltlich sei der Lehrplan 21 nicht zur Umsetzung bereit.
So erfordere der kompetenzorientierte Unterricht auch eine kompetenzbasierte
Beurteilung. Geplant ist aber die Beibehaltung der Notenzeugnisse. Meier hofft,
im Kantonsrat auf die nötigen 60 Stimmen für die vorläufige Unterstützung ihrer
Initiative zu kommen. Ein gutes Ergebnis wäre nach Meiers Einschätzung ein
Zeichen, auf das die Bildungsdirektorin und der Bildungsrat reagieren müssten.
Die Gewerkschafterin und Primarlehrerin ist überzeugt, dass eine zeitlich
verschobene Einführung ohne Spardruck die Akzeptanz des Lehrplans 21 und der
damit verbundenen weiteren grossen Reform in der Volksschule bei den
Lehrpersonen wieder erhöhen würde.
Offene
Volksinitiative
Kritiker des Lehrplans 21 verlangen mit einer Volksinitiative, dass dem Kantonsrat und eventuell dem Volk das
letzte Wort über die Einführung von Lehrplänen zukommen soll. Der
Umsetzungsprozess ist aber im Kanton Zürich schon vor der Lancierung dieser
Initiative gestartet worden und geht unabhängig von der Initiative weiter.
Zurzeit befindet sich der Entwurf des Zürcher Lehrplans 21 in einer
Vernehmlassung. Den definitiven Beschluss über die Einführung fällt der
Bildungsrat im Frühling 2017, die Einführung ist gestaffelt im August 2018 und
2019 geplant.
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