14. Mai 2016

VPOD schert aus

Es tönt paradox: Ausgerechnet die Gewerkschaft VPOD Zürich, eine vehemente Befürworterin des Lehrplans 21, verlangt, dass dessen Einführung vorläufig sistiert wird. Sie tut dies mit einer dem Kantonsrat unterbreiteten Einzelinitiative von Katrin Meier, Präsidentin der VPOD-Sektion Lehrberufe, im Kantonsrat – im Wissen darum, dass die Kompetenz, einen solchen Entscheid zu fällen, allein beim Bildungsrat liegt.













VPOD verlangt die Sistierung des Lehrplans 21, Bild: Simon Tanner
Gewerkschaft verlangt Moratorium, NZZ, 13.5. von Walter Bernet

Meier schwebt eine Aufschiebung der Einführung um zwei bis drei Jahre vor, einen fixen Termin sieht ihre Initiative nicht vor. Damit solle sichergestellt werden, dass der Lehrplan 21 in der Schule auch tatsächlich etwas verändern werde, sagt Meier auf Anfrage. Die Sparpläne der Regierung stellten dies zurzeit in Frage. So sei nur eine minimale Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte vorgesehen. Die Anpassung der Stundentafel müsse kostenneutral sein, was nur mit weniger Halbklassenunterricht in der Mittelstufe erreicht werde. Zudem erforderten die Schaffung der Infrastruktur und die Weiterbildung der Lehrkräfte für den neuen Medien- und Informatikunterricht Zeit und Ressourcen.

Auch inhaltlich sei der Lehrplan 21 nicht zur Umsetzung bereit. So erfordere der kompetenzorientierte Unterricht auch eine kompetenzbasierte Beurteilung. Geplant ist aber die Beibehaltung der Notenzeugnisse. Meier hofft, im Kantonsrat auf die nötigen 60 Stimmen für die vorläufige Unterstützung ihrer Initiative zu kommen. Ein gutes Ergebnis wäre nach Meiers Einschätzung ein Zeichen, auf das die Bildungsdirektorin und der Bildungsrat reagieren müssten. Die Gewerkschafterin und Primarlehrerin ist überzeugt, dass eine zeitlich verschobene Einführung ohne Spardruck die Akzeptanz des Lehrplans 21 und der damit verbundenen weiteren grossen Reform in der Volksschule bei den Lehrpersonen wieder erhöhen würde.

Offene Volksinitiative

Kritiker des Lehrplans 21 verlangen mit einer Volksinitiative, dass dem Kantonsrat und eventuell dem Volk das letzte Wort über die Einführung von Lehrplänen zukommen soll. Der Umsetzungsprozess ist aber im Kanton Zürich schon vor der Lancierung dieser Initiative gestartet worden und geht unabhängig von der Initiative weiter. Zurzeit befindet sich der Entwurf des Zürcher Lehrplans 21 in einer Vernehmlassung. Den definitiven Beschluss über die Einführung fällt der Bildungsrat im Frühling 2017, die Einführung ist gestaffelt im August 2018 und 2019 geplant. 

 



 







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