Ein Grossteil der Lehrer steht der Einführung von
Sammelfächern kritisch gegenüber. Das ist eines von vielen im April
publizierten Resultaten, das aus einer Befragung der kantonalen
Bildungsverwaltung hervorgeht. Angesichts der bevorstehenden Abstimmungen
bereitet die bz die Resultate nochmals auf. Denn in der Umfrage ging es zwar um
allgemein wichtige Themen im Bildungswesen. Davon betroffen sind automatisch
auch die Vorlagen, die am 5. Juni zur Abstimmung kommen.
Lehrer zweifeln an Sammelfächern, bz Basel, 25.5.
Dazu
gehört etwa die Einführung von sogenannten Fächerverbünden, dessen Einführung
der Lehrplan 21 vorsieht. Die Vorlage «Verzicht auf kostentreibende
Sammelfächer» möchte jedoch im Bildungsgesetz festschreiben, dass an den
Sekundarschulen die Fächer Geschichte, Geografie, Physik, Biologie, Chemie,
Hauswirtschaft und Wirtschaft als Einzelfächer unterrichtet und benotet werden.
Dies könnte im Sinn der Lehrer der Sekundarstufe I liegen, wenn man die
Resultate der Befragung der Bildungsverwaltung betrachtet. Darin äussern sich
im Durchschnitt 39,4 Prozent von ihnen negativ zu den Sammelfächern. Sie sind
überzeugt, bei der Einführung überwiegen die Risiken. Mehr Chancen sehen darin
durchschnittlich 26,6 Prozent. 34 Prozent äussern sich indifferent.
Befragt
wurden die Lehrer separat zu jedem geplanten Sammelfach. Dies sind: «Natur und
Technik» (NaTech) mit Biologie, Chemie und Physik, «Räume, Zeiten,
Gesellschaften» (RZG) mit Geschichte und Geografie, «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt»
(WAH) mit Wirtschaft und Hauswirtschaft sowie «Ethik, Religionen, Gemeinschaft»
(ERG). Überwiegend positiv äussern sich die Lehrer nur zu Letzterem. Das
heisst, ohne ERG einzubeziehen, glauben durchschnittlich sogar nur 20 Prozent
an die Chancen der Sammelfächer, während 47,5 Prozent mehrheitlich Risiken
sehen.
Deutlicher fallen die Resultate aus, wenn nur die
Aussagen der jeweiligen Fachlehrpersonen berücksichtigt werden. Beim Sammelfach
NaTech etwa sehen dann über die Hälfte der Fachlehrpersonen mehr Risiken,
während nicht einmal ein Drittel von ihnen glaubt, dass die Chancen
überwiegen.
Risiken sehen die Lehrer gemäss der Umfrage vor
allem in der (noch) fehlenden Ausbildung der Lehrer und in der
Lektionenreduktion beim Sammelfach RZG. Weiter sehen sie die Gefahr, dass
das Fachwissen der einzelnen Fächer im Verbund nur oberflächlich
vermittelt wird. Als Chancen nennen die befragten Lehrer unter anderem,
dass die Sammelfächer vernetztes Denken fördert und besser auf die
Zusammenhänge der modernen Welt vorbereitet. Der Fächerverbund WAH bereite
zudem umfassend auf eine selbständige Lebensführung vor.
Kritik auch an Kompetenzvorgaben
Eher
kritisch äussern sich die befragten Lehrer der Skundarstufe I in der Umfrage
des Kantons auch darüber, dass sich der Lehrplan 21 vermehrt an
Kompetenzen statt an konkreten Inhalten und Themen orientiert. 35 Prozent von
ihnen glauben, dass dies mehr Risiken als Chancen birgt. Für 23,5 Prozent
überwiegen die Risiken. Der grösste Teil der Befragten äusserte sich mit 41,5
Prozent allerdings indifferent: 23,6 Prozent von ihnen glauben, Risiken
und Chancen halten sich die Waage, 17,9 Prozent gaben keine
Einschätzung ab.
Die Vorlage «Einführung Lehrplan 21», die am 5.
Juni zur Abstimmung kommt, hat nicht den konkreten Inhalt des Lehrplans zum Thema.
Stattdessen geht es darum, wer die Kompetenz haben sollte, den Lehrplan
abzusegnen. Die Orientierung an den Kompetenzen im Lehrplan 21 ist allerdings
ein Punkt, den die Urheber der Initiative immer wieder ankreiden.
Am
vorgesehenen Lehrplan für die Sek I kritisierten die befragten Lehrer vor
allem, dass dieser viel zu umfangreich sowie ungenau formuliert
und schwer verständlich sei. Die Kompetenzanforderungen
für Schüler seien zudem zu komplex. Positiv merkten Lehrer an, dass es zum
ersten Mal einen Lehrplan gebe, der von Kindergarten bis Sek I
zusammenhängend und logisch aufgebaut sei. Gesagt wurde auch, dass es sich um
einen längst fälligen Innovationsschritt für die Volksschule handle.
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