22. Mai 2016

Amtliche Kantonalkonferenz lehnt Bildungsinitiativen ab

Der Lehrplan 21 erhitzt die Gemüter – insbesondere in Lehrerkreisen und bei Bildungspolitikern. So sehr sich die eine Seite für eine Weiterentwicklung der Schule stark macht, so sehr fürchtet die andere einen massiven Qualitätsverlust. Letzteres gilt für Jürg Wiedemann vom Komitee Starke Schule BL. In einem Gastbeitrag in der BaZ (18.5.) schrieb er, dass die Erziehungsdirektorenkonferenz die neue Ideologie an der Öffentlichkeit und an kritischen Fachleuten habe vorbeischmuggeln wollen. Diese Heimlichtuerei sei nicht im Sinne der Rechtsstaatlichkeit.
Schlagabtausch um den Lehrplan 21, Basler Zeitung, 21.5. von Christian Horisberger


Wiedemann behauptet, 60 Prozent der Lehrkräfte würden den kompetenz­orientierten Lehrplan laut der «Marschhalt»-Umfrage der Baselbieter Bildungsdirektion ablehnen. «Das ist falsch», wehrt sich nun Ernst Schürch, Präsident der Amtlichen Kantonalkonferenz (AKK). Tatsächlich würden in der genannten Umfrage 34,9 Prozent der Lehrpersonen der Sekundarschulen und 13,2 Prozent auf Primarstufe die verstärkte Orientierung an Kompetenzen als Risiko einstufen. 23,5 Prozent der Sekundar- und 34,5 der Primarlehrer sähen darin eine Chance, jeweils um 25 Prozent sähen Chancen und Risiken in etwa gleich gross.

Auf keiner Stufe würden die Lehrpersonen mit 60 Prozent die verstärkte Orientierung an Kompetenzen ablehnen, hält Schürch fest. «In Wirklichkeit sind es bedeutend weniger und die Meinungen differenzierter.»

Sauer aufgestossen ist der AKK auch die Behauptung Wiedemanns, kritische Fachleute hätten sich nicht einbringen können. «Das Gegenteil ist der Fall», so Schürch. Die AKK vertrete rund 5500 Lehrpersonen aller Stufen und Schulen des Kantons in pädagogischen und bildungspolitischen Fragen. Sie arbeite permanent mit der Bildungsdirektion, den Dienststellen und dem Bildungsrat zusammen. Zum Lehrplan 21 hätten sich alle Schulen und Lehrpersonen über die AKK im Vernehmlassungsverfahren äussern können, stellt Schürch klar. «Die Stellungnahme der AKK hat unter anderem bewirkt, dass der neue Lehrplan für die Sekundarschulen differenziert nach Klassenstufen und Leistungszügen ausgearbeitet wird.»
Wer, wenn nicht der Bildungsrat?
Als «grotesk» beurteilt Schürch Wiedemanns Kritik an der Qualifikation der Mitglieder des Bildungsrats; dieser könne nicht entscheiden, was päda­gogisch sinnvoll und umsetzbar sei. Das Gremium sei kompetent, weil ausgewogen zusammengesetzt, politisch gewählt und gut vernetzt, findet Schürch «Wer sonst sollte diese Arbeit übernehmen können?» fragt er. Der Bildungsrat sei über die AKK gut mit den Schulen vernetzt. Er könne sich jeweils auf die fachlich fundierte Meinung der Lehrerinnen und Lehrer abstützen.

Die Delegierten der AKK haben die beiden Parlamentarischen Initiativen «Einführung Lehrplan 21» und «Verzicht auf kostentreibende Sammel- fächer» jeweils deutlich abgelehnt.


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