Der Lehrplan 21 erhitzt die Gemüter –
insbesondere in Lehrerkreisen und bei Bildungspolitikern. So sehr sich die eine
Seite für eine Weiterentwicklung der Schule stark macht, so sehr fürchtet die
andere einen massiven Qualitätsverlust. Letzteres gilt für Jürg Wiedemann vom
Komitee Starke Schule BL. In einem Gastbeitrag in der BaZ (18.5.) schrieb er,
dass die Erziehungsdirektorenkonferenz die neue Ideologie an der Öffentlichkeit
und an kritischen Fachleuten habe vorbeischmuggeln wollen. Diese Heimlichtuerei
sei nicht im Sinne der Rechtsstaatlichkeit.
Schlagabtausch um den Lehrplan 21, Basler Zeitung, 21.5. von Christian Horisberger
Wiedemann behauptet, 60
Prozent der Lehrkräfte würden den kompetenzorientierten Lehrplan laut der
«Marschhalt»-Umfrage der Baselbieter Bildungsdirektion ablehnen. «Das ist
falsch», wehrt sich nun Ernst Schürch, Präsident der Amtlichen
Kantonalkonferenz (AKK). Tatsächlich würden in der genannten Umfrage 34,9
Prozent der Lehrpersonen der Sekundarschulen und 13,2 Prozent auf Primarstufe
die verstärkte Orientierung an Kompetenzen als Risiko einstufen. 23,5 Prozent
der Sekundar- und 34,5 der Primarlehrer sähen darin eine Chance, jeweils um 25
Prozent sähen Chancen und Risiken in etwa gleich gross.
Auf keiner Stufe würden
die Lehrpersonen mit 60 Prozent die verstärkte Orientierung an Kompetenzen ablehnen,
hält Schürch fest. «In Wirklichkeit sind es bedeutend weniger und die Meinungen
differenzierter.»
Sauer aufgestossen ist der
AKK auch die Behauptung Wiedemanns, kritische Fachleute hätten sich nicht
einbringen können. «Das Gegenteil ist der Fall», so Schürch. Die AKK vertrete
rund 5500 Lehrpersonen aller Stufen und Schulen des Kantons in pädagogischen
und bildungspolitischen Fragen. Sie arbeite permanent mit der
Bildungsdirektion, den Dienststellen und dem Bildungsrat zusammen. Zum Lehrplan
21 hätten sich alle Schulen und Lehrpersonen über die AKK im
Vernehmlassungsverfahren äussern können, stellt Schürch klar. «Die
Stellungnahme der AKK hat unter anderem bewirkt, dass der neue Lehrplan für die
Sekundarschulen differenziert nach Klassenstufen und Leistungszügen
ausgearbeitet wird.»
Wer, wenn nicht der
Bildungsrat?
Als «grotesk» beurteilt
Schürch Wiedemanns Kritik an der Qualifikation der Mitglieder des Bildungsrats;
dieser könne nicht entscheiden, was pädagogisch sinnvoll und umsetzbar sei.
Das Gremium sei kompetent, weil ausgewogen zusammengesetzt, politisch gewählt
und gut vernetzt, findet Schürch «Wer sonst sollte diese Arbeit übernehmen
können?» fragt er. Der Bildungsrat sei über die AKK gut mit den Schulen
vernetzt. Er könne sich jeweils auf die fachlich fundierte Meinung der
Lehrerinnen und Lehrer abstützen.
Die Delegierten der AKK
haben die beiden Parlamentarischen Initiativen «Einführung Lehrplan 21» und
«Verzicht auf kostentreibende Sammel- fächer» jeweils deutlich abgelehnt.
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