39 Jahre lang arbeitete Martin Wendelspiess im Zürcher Volksschulamt,
die letzten 18 Jahre als Chef. In dieser Zeit gab es unzählige Reformen. Heute
gehöre die Zürcher Volksschule jedoch zu den besten in Europa, sagt «Mister
Volksschule» wenige Tage vor seiner Pensionierung.
Typisch Zürcher: Zürcher Volksschule gehört zu den besten in Europa, Bild: Screenshot SRF
"Ich würde mir eine gute Note geben - eine Fünf", SRF Regional, 23.5. von Hans-Peter Künzi
In den letzten 40 Jahren blieb in Zürcher Schulen kaum ein Stein auf dem
anderen. Ständiger Begleiter aller Reformen: Martin Wendelspiess. Von der
Abschaffung der Körperstrafe bis zur Einführung von Frühenglisch tragen alle
Veränderungen die Handschrift des gelernten Juristen.
Schulleitungen waren wichtigste
Neuerung
Die wichtigste Neuerung ist für ihn die Einführung der Schulleitungen.
Damit hat nun jedes Schulhaus einen eigenen Chef. Zuvor, als seine drei Söhne
zur Schule gegangen waren, «konnte man im gleichen Schulhaus drei Welten
erleben», erinnert er sich. Jeder Lehrer habe den Unterricht durchgeführt, wie
er wollte. «Dank den Schulleitungen gab es gemeinsame Grundsätze, die für alle
galten.» Das sei ein Gewinn für Eltern und Schulkinder, erklärte Martin
Wendelspiess als «Regionaljournal»-Wochengast.
Während seiner Zeit im Volksschulamt erlebte er aber auch vier
Erziehungsdirektoren und -direktorinnen mit gänzlich unterschiedlichen
Handschriften: Von Alfred Gilgen (LdU), der vielen als Hardliner in Erinnerung
geblieben ist, über «Reformturbo» Ernst Buschor (CVP) bis zur Pragmatikerin
Regine Aeppli (SP) und aktuell der ehemaligen Staatsanwältin Silvia Steiner
(CVP).
Europäische Spitze
Heute seien die Zürcher Schulen in einer guten Verfassung. «Wir sind
ganz nahe bei den allerbesten in Europa», bilanziert Wendelspiess.
Bis Ende Mai leitet er noch das Volksschulamt. Danach wird aus dem
umtriebigen Chefbeamten ein Rentner. Angst vor dem Nichtstun habe er nicht.
«Eine gewisse Langeweile kann auch etwas Schönes sein», freut sich der
Bald-Rentner. Und erste Pläne hat er auch schon. «Im Sommer gehe ich mit einem
Freund nach Frankreich an die Fussball-EM.»
Und welche Note würde er erwarten, wenn er zum Abschluss seiner Schulzeit
ein Zeugnis erhalten würde? «Ich glaube etwas mehr als genügend. Ich würde eine
gute Note erwarten - eine Fünf.»
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