An die Vorsteherinnen
und Vorsteher der kantonalen Bildungsdepartemente der deutschen Schweiz
Brugg,
25. August
2015
Offener Brief zum
Lehrplan 21
Sehr geehrte Damen
und Herren
Der Schweizerische
Bäuerinnen- und Landfrauenverband sieht der Umsetzung des Lehrplans 21 - vorab
dem Fach Wirtschaft, Arbeit, Hauswirtschaft - nach wie vor sehr besorgt
entgegen.
In den letzten
Monaten haben uns diverse Medienberichte in unserer Meinung mehr als bestätigt.
Wir beobachten, dass eine theoretische Herangehensweise von beispielsweise
Konsumentenschulung und Budgetplanung, über ein praktisches Umsetzen im Koch-
und Hauswirtschaftsunterricht gesetzt wird. Dies befremdet uns sehr. Wir stehen
hinter der Absicht, das Fach Hauswirtschaft zu modernisieren. Dass Sie im
Verteilkampf der Lektionen die letzten praktischen Fächer Preis geben, können
wir jedoch nicht nachvollziehen.
Wir haben uns schon
im März 2012 an Sie gewandt und Ihre Antworten in dem Sinne verstanden, dass
Sie als Erziehungsdirektoren groß mehrheitlich den praktischen Unterricht in
Ihren Kantonen unterstützen und sich der Wichtigkeit von praktischer
Intelligenz bewusst sind. Wenn wir nun vergleichen, was im Lehrplan 21 an
theoretischen und praktischen Kompetenzen vermittelt werden soll, setzen wir
ein grosses Fragezeichen. Auch im Hinblick, dass unsere Gesellschaft immer mehr
Aufgaben des Elternhauses an die Schule delegiert, fragen wir uns:
- Wo sollen Kinder und Jugendliche praktisches Kochen und Alltagsfertigkeiten erlernen, wenn Hauswirtschaft auch in der Volksschule als Nebensächlichkeit betrachtet wird? Kochen wird an den Rand gedrängt. In den 64 aufgelisteten Kompetenzen geht es gerade siebenmal direkt oder indirekt um die Zubereitung von Mahlzeiten.
- Was ist für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wichtiger, dass sie die Lebensmitteldeklaration lesen oder dass sie aus saisonalen, einheimischen, Lebensmitteln eine gesunde, vollwertige Mahlzeit zubereiten können?
- Wie kommt die EDK den Aussagen etlicher Hauswirtschaftslehrerinnen entgegen, die die Kopflastigkeit des Schulunterrichtetes anzweifeln? Wie sollen gerade schwächere Schüler noch mehr Theoriestoff bewältigen und ihre praktischen Fähigkeiten brach liegen lassen?
Wir hoffen, die
Förderung von praktischer Intelligenz und umsetzungsorientierten Kompetenzen
erhalten in den Kantonen bei der Umsetzung des Lehrplans 21, die aus unserer
Sicht so dringend notwendige Gewichtung, gerade im Fach Wirtschaft, Arbeit
Hauswirtschaft.
Freundliche Grüsse
SCHWEIZ. BÄUERINNEN- UND LANDFRAUENVERBAND SBLV
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