26. August 2015

Landfrauen kritisieren Lehrplan 21 und wenden sich an Erziehungsdirektoren

An die Vorsteherinnen und Vorsteher der kantonalen Bildungsdepartemente der deutschen Schweiz 

Brugg, 25. August 2015


Offener Brief zum Lehrplan 21

Sehr geehrte Damen und Herren

Der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband sieht der Umsetzung des Lehrplans 21 - vorab dem Fach Wirtschaft, Arbeit, Hauswirtschaft - nach wie vor sehr besorgt entgegen.


In den letzten Monaten haben uns diverse Medienberichte in unserer Meinung mehr als bestätigt. Wir beobachten, dass eine theoretische Herangehensweise von beispielsweise Konsumentenschulung und Budgetplanung, über ein praktisches Umsetzen im Koch- und Hauswirtschaftsunterricht gesetzt wird. Dies befremdet uns sehr. Wir stehen hinter der Absicht, das Fach Hauswirtschaft zu modernisieren. Dass Sie im Verteilkampf der Lektionen die letzten praktischen Fächer Preis geben, können wir jedoch nicht nachvollziehen.

Wir haben uns schon im März 2012 an Sie gewandt und Ihre Antworten in dem Sinne verstanden, dass Sie als Erziehungsdirektoren groß mehrheitlich den praktischen Unterricht in Ihren Kantonen unterstützen und sich der Wichtigkeit von praktischer Intelligenz bewusst sind. Wenn wir nun vergleichen, was im Lehrplan 21 an theoretischen und praktischen Kompetenzen vermittelt werden soll, setzen wir ein grosses Fragezeichen. Auch im Hinblick, dass unsere Gesellschaft immer mehr Aufgaben des Elternhauses an die Schule delegiert, fragen wir uns:  

  • Wo sollen Kinder und Jugendliche praktisches Kochen und Alltagsfertigkeiten erlernen, wenn Hauswirtschaft auch in der Volksschule als Nebensächlichkeit betrachtet wird? Kochen wird an den Rand gedrängt. In den 64 aufgelisteten Kompetenzen geht es gerade siebenmal direkt oder indirekt um die Zubereitung von Mahlzeiten.  
  • Was ist für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wichtiger, dass sie die Lebensmitteldeklaration lesen oder dass sie aus saisonalen, einheimischen, Lebensmitteln eine gesunde, vollwertige Mahlzeit zubereiten können?
  • Wie kommt die EDK den Aussagen etlicher Hauswirtschaftslehrerinnen entgegen, die die Kopflastigkeit des Schulunterrichtetes anzweifeln? Wie sollen gerade schwächere Schüler noch mehr Theoriestoff bewältigen und ihre praktischen Fähigkeiten brach liegen lassen?


Wir hoffen, die Förderung von praktischer Intelligenz und umsetzungsorientierten Kompetenzen erhalten in den Kantonen bei der Umsetzung des Lehrplans 21, die aus unserer Sicht so dringend notwendige Gewichtung, gerade im Fach Wirtschaft, Arbeit Hauswirtschaft.


Freundliche Grüsse SCHWEIZ. BÄUERINNEN- UND LANDFRAUENVERBAND SBLV

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