Schneider-Ammann will Zivis sinnvoll einsetzen, Landbote, 25.8.
Schneider-Ammann
besuchte am Dienstag die Bümplizer Schule Stapfenacker im Vorfeld der
Ständeratsdebatte vom 9. September. Die kleine Kammer wird dann über den
erweiterten Einsatz von Zivis an Schulen entscheiden. Der Nationalrat hat dies
im Mai abgelehnt.
Erfolgsmodell
in Winterthur
Mit
dabei war auch der Winterthurer Schulpräsident Ruedi Ehrsam vom Kreis
Seen-Mattenbach. Er wurde von Schneider-Ammann eingeladen, um diesen von den Vorzüge der
Schul-Zivis zu überzeugen.
Ehrsam empfand das
Treffen mit dem Bundesrat als sehr positiv. Johann Schneider-Ammann habe sich
ernsthaft und gewissenhaft mit dem Thema auseinandergesetzt. «Er hörte sehr
genau zu und sucht offenbar nach Argumenten, um die Stimmen der Kritiker zu
entschärfen», sagt der Winterthurer Schulpräsident. In Winterthur gilt deren
Einsatz als Erfolgsmodell.
Bis
zu 40 Zivis in Winterthur
Denn Zivildiensteinsätze
an Schulen sind schon heute möglich. In Winterthur wurde die Anzahl Zivis an
Schulen diesen Sommer etwa von 12 auf bis zu 40 aufgestockt. Möglich sind die
Einsätze aber nur dann, wenn behinderte und leistungsschwache Kinder in
Regelklassen unterrichtet werden. In Winterthur ist aufgrund der Integrativen
Förderung de facto jede Schule eine Sonderschule. Aktuell dürfen 150 Schulen in
18 Kantonen Zivis einsetzen. Letztes Jahr wurden schweizweit 330 solche
Einsätze geleistet.
Der Bundesrat möchte
Zivis an Schulen auf einer breiten Basis ermöglichen. Doch die Mehrheit des
Nationalrats befürchtet, es würden «Hilfslehrer ohne pädagogische Ausbildung»
geschaffen. Sowieso dürfe der Zivildienst nicht zu attraktiv werden, weil das
dem Militärdienst schaden könnte.
Die Teilnehmer des
Runden Tischs versuchten diese Befürchtungen zu zerstreuen. Zivildienst an
einer Schule sei keineswegs ein Schoggijob, versicherte der Zivi Gianluca
Triaca, der im Stapfenacker-Schulhaus tätig war.
Der
Zivi als grosser Bruder
Die Arbeit täglich von 8
bis 18 Uhr sei «sehr anstrengend und herausfordernd» gewesen. Aber auch
erfolgreich, wie Lehrerin Catherine Stadelmann betonte. Sie hatte bei der
Schulleitung um einen Zivi gebeten, weil sie und ihre Kollegin ihre
vielsprachige Klasse mit schwierigen Erst- und Zweitklässlern nicht bändigen
konnte.
«Gianluca war für die
Kinder wie ein grosser Bruder, sie haben ihn respektiert», sagte die Lehrerin.
«Ich konnte endlich wieder meinen Kernauftrag, den Unterricht, erfüllen.»
«Kantone
mehrheitlich dafür»
Für Beat Zemp vom
Lehrerdachverband LCH spricht vieles für mehr Zivis an Schulen. Die jungen
Männer könnten die Kinder an Mittagstischen und zu Randzeiten betreuen, bei den
Aufgaben helfen und die Pausenaufsicht übernehmen. Wichtig sei, dass sich der
Einsatz stets am Bedarf der einzelnen Schulen orientiere.
Zemp hofft, dass der
Ständerat den Nationalratsentscheid korrigiert. Das letzte Wort haben so oder
so die Kantone. Die meisten würden sich wohl für mehr Zivi-Einsätze
aussprechen, prognostizierte Zemp - wobei die Stimmung in der Deutschschweiz
deutlich positiver sei als in der Romandie.
Zusatzkosten
für Schulen
Der bernische
Regierungsrat Bernhard Pulver betonte auch namens der
Erziehungsdirektorenkonferenz, es gehe nicht um den Ersatz von Lehrkräften. Die
pädagogische Verantwortung bleibe bei ausgebildeten Personen. Zivis könnten
aber die Lehrkräfte unter deren Anleitung unterstützen und auch andere Arbeiten
im Schulhaus erledigen.
Gratis sei das natürlich
nicht zu haben, betonte Pulver. Zwischen 1500 und 2000 Franken pro Monat müsse
die Schule für einen Zivi zahlen. Das dürfe man als «Investition in die
Qualität der Schule» verstehen.
Bundesrat
Schneider-Ammann sah sich durch die Voten in seiner Haltung bekräftigt. «Wir
wollen die Zivis richtig und sinnvoll einsetzen», betonte er. «Sie sollen der
Gesellschaft dienen». In Schneider-Ammanns Departement ist die Vollzugsstelle
für den Zivildienst angesiedelt.
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