9. März 2015

Das Einmaleins geht nicht mehr

Ich bin frustriert, müde und enttäuscht. 35 Bewerbungen für unsere Schreiner-Lehrstelle, davon 19 Einladungen zu ­einem Vorstellungsgespräch und einem Eignungstest mit einer Matheprüfung mit Flächen- und Prozentberechnungen, dazu eine mündliche Schätzauf­gabe, wie gross der Raum ist, in dem der Kandidat gerade sitzt, sowie die Berechnung der Quadratmeter.
Leserbrief von Beat Voellmy, Basler Zeitung, 9.3.


Danach ein würfelförmiges Tischli abzeichnen und die Abmessungen sinnvoll darstellen. Zum Abschluss eine handwerkliche Übung mit geradem Sägen entlang einer Linie. Fazit: Kein einziger Kandidat erfüllt die Mindestanforderungen. Grosse Defizite in der Mathematik, einfachste, schriftlich zu lösende Rechenaufgaben sind zu anspruchsvoll. Das Einmaleins geht nicht mehr. Eine Multiplikation oder eine Division kann nicht mehr dargestellt – geschweige – addiert werden.

Ein Handwerksberuf benötigt gute Schulabgänger und dafür sind die ­Eltern und unser Schulsystem verantwortlich. Nicht alle guten Jugendliche sollen an die Universität und unser Land «überakademisieren». Es braucht dringend auch gute Schulabgänger für eine Berufslehre. Eine Lehrstellenbörse nützt wenig, wenn die Schulabgänger schulisch nicht bereit sind.

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