9. März 2015

Gemeinden wollen Mitsprache bei Lehrmitteln

17 Berner Gemeinden fordern ein Mitspracherecht bei der Auswahl von Schulbüchern. Regierungsrat Pulver zeigt sich offen und plant einen runden Tisch.




Es geht auch ums Lehrmittel "Mille feuilles", Bild: Urs Baumann

Bernhard Pulver will sich dreinreden lassen, Berner Zeitung, 7.3. von Dominik Galliker



Die Gemeinden müssen die Kosten für Lehrmittel an der Volksschule voll tragen. Kosten für Schulbücher also, die teilweise vom Kanton vorgegeben sind. Das wollen viele Gemeinden nicht mehr akzeptieren. Denn die Ausgaben steigen an.
Die Gemeinden verlangen bei der Auswahl der obligatorischen Lehrmittel ein Mitspracherecht. Sonst wollen sie nicht mehr für die Schulbücher zahlen. In einem offenen Brief haben 17 Gemeinden ihren Standpunkt klargemacht, darunter die Stadt Bern, Köniz und Burgdorf (siehe Ausgabe von gestern). Adressat war Regierungsrat Bernhard Pulver (Grüne).
Pulver reagiert mit Verständnis auf die Forderungen. «Wir haben das Problem offenbar als weniger schlimm eingestuft, als die Gemeinden es sehen», sagt er. «Ich verstehe, dass die Gemeinden mitreden wollen.» Er werde in den nächsten Wochen auf den Brief antworten, sagt Pulver. Dann lade er zu einem runden Tisch ein.
«Wir müssen die Bedenken unbedingt mit den Gemeindevertretern angehen.» Für Pulver ist die Lehrmitteldiskussion auch teilweise eine «Mille feuilles»-Diskussion. Der Schulverlag Plus, der zur Hälfte dem Kanton Bern gehört, hat dieses Lehrmittel mit der Einführung der Frühfranzösischs erarbeitet.
Seit Sommer 2011 ist es für Berner Schulen Pflicht. Von verschiedenen Seiten wurde das «Mille feuilles» kritisiert. Es überfordere die Primarschüler, hiess es. Für Mehrjahrgangsklassen sei es unpraktisch.Und für die Selektion biete es kaum Grundlagen.
Kommt dazu: Das «Mille feuilles» ist für die Gemeinden teurer als das alte Lehrmittel «Bonne chance». Dieses bestand aus einem Buch, das über Jahre benutzt werden konnte, und aus Zusätzen wie einem Aufgabenheft. Im neuen «Mille feuilles» ist alles integriert. Für jeden Jahrgang muss es neu angeschafft werden – eine Kritik, die er oft höre, sagt Pulver.
Pulver für Begleitgruppe
Die Kosten spielten schon heute ein Rolle, wenn er Lehrmittel für obligatorisch erkläre, sagt Bernhard Pulver. Hauptsächlich stütze er sich aber auf eine Fachkommission, welche die Pädagogik und die gesellschaftlichen Ansprüche einstufe.
Die Gemeinden sehen ein, dass sie sich bei dieser Einstufung raushalten sollen. «Unter diesen Voraussetzungen bin ich sehr offen für eine Begleitgruppe mit Gemeindevertretern», sagt Pulver. Diese könne dann aufzeigen, welche Kostenfolge ein Lehrmittel hätte.
Pulver lässt durchblicken, dass er diesen Weg bevorzugt. Allerdings könne er sich auch eine Kostenübernahme durch den Kanton vorstellen. Dafür brächte es eine Gesetzesänderung. «Ich bin offen, alle Ansätze zu prüfen», sagt Pulver.


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