Es geht auch ums Lehrmittel "Mille feuilles", Bild: Urs Baumann
Bernhard Pulver will sich dreinreden lassen, Berner Zeitung, 7.3. von Dominik Galliker
Die Gemeinden
müssen die Kosten für Lehrmittel an der Volksschule voll tragen. Kosten für
Schulbücher also, die teilweise vom Kanton vorgegeben sind. Das wollen viele
Gemeinden nicht mehr akzeptieren. Denn die Ausgaben steigen an.
Die Gemeinden
verlangen bei der Auswahl der obligatorischen Lehrmittel ein Mitspracherecht.
Sonst wollen sie nicht mehr für die Schulbücher zahlen. In einem offenen Brief
haben 17 Gemeinden ihren Standpunkt klargemacht, darunter die Stadt Bern, Köniz
und Burgdorf (siehe Ausgabe von gestern). Adressat war Regierungsrat Bernhard
Pulver (Grüne).
Pulver
reagiert mit Verständnis auf die Forderungen. «Wir haben das Problem offenbar
als weniger schlimm eingestuft, als die Gemeinden es sehen», sagt er. «Ich
verstehe, dass die Gemeinden mitreden wollen.» Er werde in den nächsten Wochen
auf den Brief antworten, sagt Pulver. Dann lade er zu einem runden Tisch ein.
«Wir müssen
die Bedenken unbedingt mit den Gemeindevertretern angehen.» Für Pulver ist die
Lehrmitteldiskussion auch teilweise eine «Mille feuilles»-Diskussion. Der
Schulverlag Plus, der zur Hälfte dem Kanton Bern gehört, hat dieses Lehrmittel
mit der Einführung der Frühfranzösischs erarbeitet.
Seit Sommer
2011 ist es für Berner Schulen Pflicht. Von verschiedenen Seiten wurde das
«Mille feuilles» kritisiert. Es überfordere die Primarschüler, hiess es. Für
Mehrjahrgangsklassen sei es unpraktisch.Und für die Selektion biete es kaum
Grundlagen.
Kommt dazu:
Das «Mille feuilles» ist für die Gemeinden teurer als das alte Lehrmittel
«Bonne chance». Dieses bestand aus einem Buch, das über Jahre benutzt werden
konnte, und aus Zusätzen wie einem Aufgabenheft. Im neuen «Mille feuilles» ist
alles integriert. Für jeden Jahrgang muss es neu angeschafft werden – eine
Kritik, die er oft höre, sagt Pulver.
Pulver für Begleitgruppe
Die Kosten
spielten schon heute ein Rolle, wenn er Lehrmittel für obligatorisch erkläre,
sagt Bernhard Pulver. Hauptsächlich stütze er sich aber auf eine
Fachkommission, welche die Pädagogik und die gesellschaftlichen Ansprüche
einstufe.
Die Gemeinden
sehen ein, dass sie sich bei dieser Einstufung raushalten sollen. «Unter diesen
Voraussetzungen bin ich sehr offen für eine Begleitgruppe mit
Gemeindevertretern», sagt Pulver. Diese könne dann aufzeigen, welche
Kostenfolge ein Lehrmittel hätte.
Pulver lässt
durchblicken, dass er diesen Weg bevorzugt. Allerdings könne er sich auch eine
Kostenübernahme durch den Kanton vorstellen. Dafür brächte es eine
Gesetzesänderung. «Ich bin offen, alle Ansätze zu prüfen», sagt Pulver.
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