Sollen Kinder verschiedenen Alters gemeinsam unterrichtet werden? Bild: Gaetan Bally
Wieder einmal dicke Luft an der Schule Zumikon, NZZ, 8.7. von Christa Neuhaus
Altersdurchmischtes Lernen ist in der Schweiz gerade en vogue.
Hunderte von Schweizer Schulklassen stellen jedes Jahr vom Jahrgangsunterricht
auf den gemischten Unterricht um. Im Gegensatz zum traditionellen Schulmodell,
das Kinder nach Jahrgängen zusammenfasst, setzen sich altersdurchmischte
Klassen aus drei, vier oder gar fünf Jahrgängen zusammen. In der Theorie
profitieren alle Kinder voneinander. Dass ihnen das Modell schulisch
tatsächlich entgegenkommt, konnten Untersuchungen bisher jedoch nicht erhärten.
In funktionierenden Mischklassen profitieren die Kinder aber tendenziell von
einem besseren Klassenzusammenhalt. Kritiker des Modells – und von denen gibt
es zwischen Bern und der Ostschweiz einige – monieren dagegen, dass der
hochkomplexe Systemwechsel von den Behörden oft unterschätzt wird und zu einer
höheren Belastung der Lehrer und Schüler führt. Einer der Hauptkritikpunkte ist
der höhere Lärmpegel an Schulen, wo altersdurchmischtes Lernen praktiziert
wird. An der Schule Feusisberg (SZ), wo das Modell nach einer politischen
Schlammschlacht doch noch eingeführt worden ist, stellten die Verantwortlichen
den Kindern in der Folge Armee-Gehörschutzgeräte der Marke Pamir zur Verfügung.
Vehement gestritten wird derzeit auch in der Schulgemeinde
Zumikon, wo 2008 auf den altersdurchmischten Unterricht umgestellt wurde. Dass
das Modell schon seit einigen Jahren praktiziert wird, bedeutet allerdings nicht,
dass es auch akzeptiert wäre.
Mitte Juni formierte
sich ein Elternkomitee, das die Rückkehr zum Jahrgangsunterricht fordert und
bereits mehrere hundert Unterschriften gesammelt hat. Moniert werden die grosse
Unruhe in den Klassen, die hohe Belastung der Lehrerinnen und Lehrer sowie eine
latente Unzufriedenheit der Eltern mit der Schule. Tatsächlich hatte die
Schulgemeinde Zumikon in einer Evaluation der zuständigen kantonalen Fachstelle
der Bildungsdirektion vor zwei Jahren mässig abgeschnitten: Die Zufriedenheit
der Eltern lag in vielen Punkten unter dem kantonalen Mittel.
Während der Goodwill vieler Eltern aufgebraucht ist, will die
Zumiker Schulpflege das Modell nicht ohne weiteres preisgeben. Das Gremium will
sich Anfang September im Rahmen einer Strategieklausur mit den Kritikpunkten
auseinandersetzen und danach «den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern»
aufnehmen.
Dass die Wogen wegen
der Schule hochgehen, ist in Zumikon kein Novum. Anfang 2007 hatten Schüler,
Lehrer und Eltern vehement gegen die fristlose Entlassung einer Lehrperson
protestiert und die gesamte Schulpflege zum Rücktritt aufgefordert. – Nach
Umstrukturierungen und einer zeitweisen Beruhigung gärt es nun erneut.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen