Walter
Hugentobler steht wegen der umstrittenen Freistellung eines Prorektors an der
Pädagogischen Hochschule Thurgau (PH) im Gegenwind. Zwar untersucht er als
Präsident der Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission (GFK) den Fall. Doch nun
fällt ihm ausgerechnet die eigene Partei in den Rücken. Die SP verlangt am
Montag in einer Medienmitteilung «eine externe Analyse der Vorgänge und
Prozesse rund um die Freistellung des Prorektors Begemann». Die SP setzt ein
Fragezeichen hinter die Unbefangenheit einiger der 21 GFK-Mitglieder. «Die viel
beschworenen ‹kurzen Wege› im Kanton Thurgau führen in diesem Fall auch dazu,
dass etliche Personen in den beteiligten politischen Gremien mit der
Institution oder Kaderpersonen schon verbunden sind und nicht unbefangen
urteilen können», schreibt sie und verlangt «eine unabhängige Fachkommission».
SP überrumpelt Genossen, Thurgauer Zeitung, 19.2. von Silvan Meile
Parteien sorgen sich um Ruf der PH Thurgau, SRF Regional, 19.2.
Das
erachtet Hugentobler als unnötig. Für ihn ist die GFK durchaus imstande, die
Vorgänge an der PH selbstständig zu untersuchen. Doch auch bei Hugentobler
entstand bereits der Eindruck von Befangenheit, weil er dem Förderverein der PH
vorsteht, in dessen Vorstand auch die PH-Rektorin und der
Hochschulratspräsident sitzen, die direkt in den Fall um die Freistellung
involviert sind. Die Forderung der SP-Geschäftsleitung ist auch nicht mit
Hugentobler – immerhin SP-Fraktionsvizepräsident im Grossen Rat – abgesprochen.
«Ich habe erst heute Morgen davon erfahren», sagt er am Montag auf Anfrage und
wundert sich.
SP-Präsidentin
Nina Schläfli sagt, ihr gehe es bei den Forderungen nicht um die Rolle von
Parteikollege Hugentobler. Der Fall der PH zeige aber, dass bei zahlreichen
Mitgliedern einer ständigen Kommission das Thema Befangenheit aufkommen kann.
Diese Meinung teilt SP-Fraktionschefin Sonja Wiesmann: «Wir sind ein relativ
kleiner Kanton, da sollten auch externe Augen einen solchen Fall betrachten.»
Das sei nicht als Misstrauen gegenüber der GFK zu verstehen. Bereits im Fall
Hefenhofen seien Stimmen nach einer parlamentarischen Untersuchungskommission
(PUK) laut geworden.
Auch die Regierungsräte sollen über die Bücher
Doch die
Möglichkeit, eine PUK einzusetzen, gibt es im Thurgau nicht. Deshalb planen die
beiden SP-Frauen einen Vorstoss, damit der Grosse Rat das Recht erhält, bei
ähnlichen Fällen eine Untersuchungskommission aus Kantonsräten und externen
Fachleuten einzusetzen. Eine PUK sei nicht nur unabhängiger, sondern könne auch
die Mitglieder der GFK zeitlich entlasten. Denn diese hätten bereits mit ihren
ordentlichen Sitzungen eine enorme Last zu stemmen. Über dieses Argument seiner
Parteikolleginnen staunt jedoch Hugentobler: «Wenn die Leistungsfähigkeit der
GFK ausgereizt wäre, würden wir von uns aus reagieren.»
Eine
weitere Forderung der SP zielt auf die Doppelrollen von Regierungsräten. Die SP
erwähnt zwar nicht, dass Monika Knill als Vorsteherin des Departementes für
Erziehung und Kultur im konkreten Fall die PH beaufsichtigt, gleichzeitig aber
auch im Hochschulrat sitzt. Bei der SP klingt das so: Eine Vermischung von
operativen oder strategischen Entscheiden und der Aufsichtspflicht soll in
Zukunft verhindert werden. Und sie fordert: Alle Regierungsräte sollen
überprüfen, ob ihre Tätigkeiten in Verwaltungs- und Stiftungsräten mit ihrer
Aufsichtspflicht zu einem Zielkonflikt führen.
Die GFK hat Untersuchung aufgenommen
Am
Mittwoch hat die GFK mit der ersten von zwei ausserordentlichen Sitzungen die
Untersuchung gestartet und den Hochschulrat einbestellt, welcher im November
die Freistellung beschloss. Hugentobler schweigt über den Inhalt. Auch darüber,
ob der geschasste Prorektor Matthias Begemann und die Rektorin Priska Sieber
ebenfalls vorgeladen werden. Der GFK-Präsident stellt zum Abschluss des Falls
einen Bericht in Aussicht. Die Erwartungen in diesen sind hoch. Die Grünen
verlangen in einer Stellungnahme die Befragung aller Involvierten und «die
Offenlegung wesentlicher Akten». Und auch sie wollen eine «unabhängige
Untersuchung».
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