Trotz
hoher Zufriedenheit der Schüler: Die neuste Evaluation stellt Luzerner
Schulleitern kein gutes Zeugnis aus. Jede dritte Schule schneidet beim
Qualitätsmanagement schlecht ab. Besonders kleinere haben Mühe, die Erwartungen
zu erfüllen.
Schulleiter müssen nachsitzen, Luzerner Zeitung, 26.2. von Evelyne Fischer
Die gute
Nachricht vorab: Müssten Luzerner Schüler ihre Zufriedenheit im Unterricht und
an ihrer Schule benoten, würden sie dafür eine gute 5 verteilen. Auch die
Eltern bestätigen das «generell hohe Wohlbefinden ihrer Kinder», heisst es im
Bericht zur externen Schulevaluation. Diesen hat die kantonale Dienststelle
Volksschulbildung kürzlich veröffentlicht (siehe Kasten).
Ein
ähnliches Bild zeigt sich bei den Lehrern: Mit einer knappen 5 bewerten sie die
Schul- und Unterrichtsqualität, eine 4,5 gibt’s für das Verhältnis zwischen
beruflicher Belastung und Befriedigung. «Viele Lehrpersonen beklagen die
wachsende Heterogenität der Lernenden und die zunehmend anspruchsvollere
Elternarbeit», hält der Bericht fest. Auch würden in den letzten Jahren
vermehrt die Sparmassnahmen des Kantons «als Belastungsfaktoren» genannt.
Aufgrund anderer Skalen ist der Vergleich zu früheren Berichten schwierig. Im
Zyklus 2010 bis 2015 waren Lehrer mit dem Verhältnis zwischen Belastung und
Befriedigung «knapp gut zufrieden».
Integrative Förderung ist besser verankert
Laut
Charles Vincent, Leiter der Dienststelle Volksschulbildung, bestätigt der neue
Bericht «den Erfolg der Schulentwicklung der letzten Jahre». Verbesserungen gab
es im Bereich der Integrativen Förderung. «Wir haben im Rahmen des Projekts
‹Schulen mit Zukunft› ein grosses Gewicht auf den Unterricht gelegt», so
Vincent. Über 150 Schulen hätten vom Angebot der Schulentwicklung zum Lehren
und Lernen profitiert. «Nun sind sich die Lehrpersonen auch zunehmend gewohnt,
den Unterricht individualisierend zu gestalten.»
Wie
Vincent streicht auch Pirmin Hodel, Präsident des Schulleiterinnen- und
Schulleiterverbands der Volksschulen des Kantons Luzern, die hohe Zufriedenheit
der Schüler hervor. Der Rektor der Willisauer Stadtschulen freut sich zudem,
«dass fast 90Prozent der Lehrpersonen ihrer Schulleitung attestieren, kompetent
geführt und unterstützt zu werden». Vier von fünf Schulleitungen nähmen ihre
Führungsverantwortung wahr. Auch Vincent betont «die gute Verankerung der
Schulleitung, die in den meisten Aufgabenbereichen positiv beurteilt wird».
In einem
zentralen Bereich haben die Schulleitungen aber einen grossen Tolggen im
Reinheft: An fast jeder dritten Schule gibt’s Entwicklungspotenzial beim
Qualitätsmanagement. Dazu gehören das Beurteilungs- und Fördergespräch oder die
schulinterne und -externe Evaluation. Eine Schule weist gar eine unzureichende
Praxis auf. Um welche Schule es sich handelt, geht aus dem Bericht nicht
hervor.
Mankos in der Personalführung
«Bei den
beanstandeten Schulen fehlt häufig ein formuliertes und gelebtes
Qualitätsmanagement-Konzept oder es werden zu wenig systematisch Feedbacks der
Lernenden und der Erziehungsberechtigten eingeholt», sagt Vincent. Laut Bericht
nehmen gewisse Schulleitungen ihre Personalführungsfunktion «zu wenig
systematisch wahr». Es gebe mehrere Gründe für diese Mankos, sagt Vincent:
«Wechsel in der Schulleitung können die Qualitätsarbeit beeinträchtigen,
möglicherweise werden die Prioritäten zu wenig auf diese Thematik gelegt.»
Vielleicht fehle es der Schulleitung auch schlicht an Ressourcen. Für Pirmin
Hodel ist dies die Knacknuss: «Für kleinere Schulen ist der schriftliche
Nachweis der geforderten Konzepte ein Kraftakt.» Der Präsident des
Schulleiterverbands sagt, die betroffenen Schulen müssten die Kritik ernst
nehmen. Generell ruft er Schulleitungen dazu auf, zusammenzuarbeiten. Trotzdem
ist er optimistisch: «Zwei von drei Schulen haben die Qualitätssicherung im
Griff.»
Luft nach
oben gibt es laut Bericht auch bei der Schul- und Unterrichtsentwicklung: Fast
ein Viertel aller Schulen erfüllt hier die Ansprüche nicht vollumfänglich.
Verlangt wird die Formulierung einer Strategie, deren konsequente Umsetzung und
Überprüfung. Hodel sieht hier keinen Notstand. «Alle Schulen haben Stärken und
Schwächen. Jene, die Verbesserungspotenzial haben, werden Auflagen von der
Schulaufsicht bekommen.»
Evaluation ist
politisch umstritten
Vorstoss
Der Bericht über den Stand der Luzerner Volksschulen ist der dritte in dieser
Form seit Einführung im Jahr 2005. Zwischen Oktober 2015 und Juni 2018 wurden
84 Schulen untersucht. Gut 2000 Lehrer, 8500 Schüler, 7300
Erziehungsberechtigte und 300 Schulleitungen wurden online befragt. Weitere
1700 Lehrer, rund 2500 Schüler und 280 Schulleiter wurden mündlich befragt. Pro
Schule kostet die Evaluation im Schnitt 20000 Franken.
Die
Evaluation ist umstritten: Im Herbst überwies der Kantonsrat ein Postulat von
Adrian Bühler (CVP, Eschenbach), der einen Wirkungsbericht zur Schulevaluation
verlangte (Ausgabe vom 12.September 2018).
Wirkungsbericht kommt
2020 ins Parlament
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