Mit
kaum einem anderen Thema tat sich der neue Lehrplan 21 derart schwer wie mit
der Digitalisierung. Zwar gab es im Vorfeld der Einführung fast um alles
irgendwann Streit (Geschichte, Religion, Fremdsprache). Heute sind sich Lehrer
wie Bildungsexperten vor allem in einer Frage uneins: Wie Schulen mit der
technologischen Entwicklung Schritt halten sollen. Braucht jedes Kind ein
Tablet? Muss Informatik ein Pflichtfach werden? Oder ist alles nur Hype und die
Lehrer sollten sich im Unterricht auf alte Tugenden konzentrieren?
Deutlich
wird der ehemalige Präsident der ETH Lausanne, Patrick Aebischer: «Die Schulen
müssen aggressiver werden», sagt der Bildungsexperte und grosser Verfechter der
Digitalisierung. Sie müssten die Digitalisierung konsequent vorantreiben und
fest in den Unterricht integrieren. «Je früher Kinder codieren lernen, desto
besser.» Daran führe kein Weg vorbei. «Programmieren ist die Sprache des 21.
Jahrhunderts, dieses Wissen ist essenziell für unsere Zukunft.»
Lehrer fordern digitale Lehrmittel, Südostschweiz am Wochenende, 7.10. von Yannick Nock
Nur wie
diese Zukunft genau aussehen soll, bleibt weiter offen. Um das zu klären, hat
der Schweizer Lehrerverband nun ein Positionspapier entwickelt. Der Verband
kommt zum Schluss, dass wesentliche Bedingungen für den Sprung ins digitale
Zeitalter erst noch bereitgestellt werden müssen. Im 7-Punkte-Plan des
Programms stechen drei Forderungen heraus: Erstens müssten die Lehrer
periodisch weitergebildet werden, da die technische Entwicklung rasant verlaufen
kann. «Ob wir in zehn Jahren noch Tastaturen nützen werden und welche Bedeutung
die Handschrift im Alltag noch haben wird, ist mehr als unsicher», schreibt der
Verband.
Den eigenen Laptop mitnehmen
Zweitens
ist es heute mit dem klassischen Buch nicht mehr getan. Die Lehrer fordern
digitales Unterrichtsmaterial, um den Stoff besser vermitteln zu können. Zudem
sollten die Lehrpläne, aber auch die Beurteilung einzelner Fächer laufend
angepasst werden. Und drittens müssten Kantone und Gemeinden die Infrastruktur
auf den neusten Stand bringen. Das kann teuer werden, denn der Trend gibt eine
klare Richtung vor: «In wenigen Jahren wird ein Tablet so essenziell sein wie
heute ein Etui», gab Lehrerpräsident Beat Zemp bereits mehrfach zu bedenken.
Der Verband unterstützt deshalb eine «Bring your own device»- Strategie. Jede
Schülerin und jeder Schüler soll sein eigenes Gerät in den Unterricht
mitnehmen. Das sei am günstigsten. Wer allerdings keines hat, darf ein Gerät
der Schule benutzen. Denn auch für Bildungsexperte Patrick Aebischer ist klar:
«Jedes Kind wird in einigen Jahren mit einem Tablet oder Laptop im Unterricht
sitzen», sagt er. «Daran führt kein Weg vorbei.»
Mit kaum einem anderen Thema tat sich der neue Lehrplan 21 derart schwer wie mit der Digitalisierung. Heute sind sich Lehrer wie Bildungsexperten vor allem in einer Frage uneins, wie Schulen die Digitalisierung umsetzen sollen. Beat Zemp, höchster Lehrer der Schweiz und Stefan Wolter, oberster Schweizer Bildungexperte, Vertreter der Schweiz in der OECD für Bildungsfragen und Daniel Aebischer machen auf Hysterie und Hektik. Die Digitale Bildung an der Volksschule soll so rasch wie möglich vorangetrieben werden: Lehrer fit zu machen für IT, Gemeinden stellen IT-Infrastruktur auf dem neusten Stand, Verlage produzieren elektronische Lehrbücher, Kinder lernen programmieren, Schüler bringen eigene Laptops in die Schule mit, Bildungsgutscheine…. Im OECD-Bericht „Students, Computers and Learning: Making the Connection“ (2015), der den Nutzen von Digitaltechnik belegen sollte, schreibt der Chef des OECD-PISA-Programms Andreas Schleicher im Vorwort: "Schüler mit moderater Computernutzung in der Schule tendieren zu besseren Lernergebnissen als Schüler, die Computer selten verwenden. Aber Schüler, die Computer sehr häufig in der Schule verwenden, haben sehr viel schlechtere Lernergebnisse, auch nach der Berücksichtigung von sozialem Hintergrund und der Demographie. Die Ergebnisse zeigen auch keine nennenswerten Verbesserungen in der Schülerleistung in Lesen, Mathematik oder Wissenschaft in den Ländern, die stark in IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie) für Bildung investiert hatten. Und vielleicht die enttäuschendste Feststellung des Berichts ist, dass die Technologie wenig hilfreich beim Ausgleich der Fähigkeiten zwischen fortgeschrittenen und zurückgebliebenen Schüler ist. In einer australischen Zeitung wird er mit den Worten zitiert: „Wir müssen es als Realität betrachten, dass diese Technologie in unseren Schulen mehr schadet als nützt“ (BAGSHAW 2016). Es gibt unzählige Studien, die Andreas Schleichers Aussagen bestätigen. Führt das Wischen auf der Oberfläche des Smartphones oder Tablets zu weiteren schweizerischen Nobelpreisträgern? "Es ist anhand der vorliegenden Daten klar abzusehen, dass die Digitalisierung von Bildungseinrichtungen sich eindeutig negativ auf den Schüler, dessen Bildung, Gesundheit und Sozialverhalten auswirken wird," meint Manfred Spitzer 2017. Im Profil für die Informatikerlehre steht: Teamfähigkeit, logisch-abstraktes Denkvermögen, Kreativität bei der Lösungssuche, rasche Auffassungsgabe, räumliches Vorstellungsvermögen, ausgeprägte Konzentrationsfähigkeit, systematische Arbeitsweise, Geduld und Ausdauer, gute Englischkenntnisse. So wie ich das sehe, können sich diese Skills im Kindergarten und den ersten Primarschuljahren ganz ohne computerunterstütztes Lernen noch besser entwickeln. Es gibt eine Studie, welche den Zusammenhang zwischen Anzahl Nobelpreiträgern und Kindheit untersuchte. Diese kommt zum Schluss, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Spielen mit Bauklötzen, Lego, Fischertechnics… und Anzahl Nobelpreisträgern in Naturwissenschaften gibt – je mehr gespielt, desto mehr Nobelpreise! Wenn die Köpfe in den Chefetagen rauchen, ist es umso nötiger, dass das Volk kühlen Kopf bewahrt. Ni.Di.
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