Es überrascht mich nicht, dass Conradin Cramer an denins Kreuzfeuer der Kritik geratenen Checks festhalten will. Erwartungsgemäss
weicht der Bildungsdirektor einer inhaltlichen Auseinandersetzung über Sinn und
Unsinn dieser umstrittenen Form der Leistungsmessung aus, indem er seinen
Entscheid aus rein formalistischer Sicht begründet (BaZ vom 20.
September).
Eine inhaltliche Diskussion ist dringend, Basler Zeitung, 22.9. von Katja Christ
Der interkantonale Vertrag mit den drei
Nordwestschweizer Kantonen Aargau, Baselland und Solothurn verpflichtet ihn,
die Checks auch in Basel-Stadt beizubehalten. Ausserdem sei die standardisierte
Leistungserhebung eben erst eingeführt worden, man könne deren Wirksamkeit
deshalb noch gar nicht infrage stellen.
Angesichts der Verunsicherung der Elternschaft, der
flächendeckenden Kritik aus der Lehrerschaft und der politischen Vorstösse in
den beiden Basel ist eine inhaltliche Diskussion jedoch dringend angezeigt. Das
sind wir unseren Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern und deren Eltern wie
auch den Steuerzahlenden schuldig. Es ist nicht zielführend, weiter in ein
teures System ohne Mehrwert zu investieren.
Die Fakten zeigen ein deutliches Bild: Es war
beabsichtigtes Ziel, mit den Checks die Leistungen der Schülerinnen und Schüler
und somit auch die Unterrichtsqualität der Lehrpersonen flächendeckend zu
messen und miteinander zu vergleichen. Mithilfe der so gewonnenen Erkenntnisse
sollte dann die Qualität des Unterrichts verbessert werden.
Gemäss Statistik im neusten Bildungsbericht hat der
Kanton Basel-Stadt von den beteiligten Kantonen am schlechtesten abgeschnitten.
Die Meinungen über die möglichen Gründe für diesen Misserfolg gehen weit
auseinander, was die fehlende Aussagekraft der Testresultate geradezu
unterstreicht. Wir wissen demnach nicht, ob die Resultate auf ungenügendes
«teaching to the test», auf die mangelhafte Qualität des Unterrichts, auf die
soziale Herkunft oder – wie im Bericht betont – auf die Heterogenität der
Schulklassen oder andere Gründe zurückzuführen sind. Die Heterogenität soll
nach neusten Erkenntnissen nicht leistungsfördernd wirken, was vor dem
Hintergrund der ebenfalls vor Kurzem eingeführten integrativen Schulung viele
Fragen aufwirft.
Glaubt man zudem dem Institut für Bildungsevaluation der
Universität Zürich, hängt das schlechte Abschneiden des Kantons Basel-Stadt mit
dem sozialen Setting der Schülerschaft zusammen. Die Heterogenität in Bezug auf
Migrationshintergrund, soziale Herkunft und Leistungen der Schülerinnen und
Schüler sei im Kanton Basel-Stadt am stärksten.
Der Leiter des Instituts, Urs Moser, möchte deshalb
einen Schritt weiter gehen. Neu soll nicht nur die Leistung der Lernenden
erfasst werden, sondern auch das Bildungsniveau ihrer Eltern, um herausfinden
zu können, ob und wie sich das Elternhaus auf die schulische Leistungsfähigkeit
der Kinder auswirkt. Damit jedoch nicht genug: Auch die finanziellen Verhältnisse
der Eltern sollen in der nächsten Evaluation berücksichtigt werden.
Eine derartige Ausweitung der Datenerhebung wäre höchst
problematisch. George Orwells Roman «1984» lässt grüssen. Abgesehen von der
Tatsache, dass der zusätzliche Verwaltungsaufwand weitere Kosten generieren
würde, bezweifle ich, dass ein derartig grenzüberschreitendes Vorgehen zu
neuen, gewinnbringenden Erkenntnissen führen würde.
Auch allfällige Optimierungen bezüglich Durchführung der
Checks würden abermals Folgekosten verursachen. An der fehlenden Aussagekraft
der Resultate würde sich jedoch genauso wenig ändern wie an der Tatsache, dass
die Checks weiterhin enorme zeitliche und finanzielle Ressourcen verschlingen.
Ein Verzicht auf Leistungstests, eine Reduktion derselben oder ein Ausweichen
auf kostengünstigere Alternativen würde jährlich mehrere Hunderttausend Franken
einsparen, die wesentlich sinnvoller für das schulische Kerngeschäft eingesetzt
werden könnten, was sich mit Sicherheit positiv auf den Lernerfolg der Schülerinnen
und Schüler auswirken würde.
Katja Christ, Parteipräsidentin und Grossrätin
Grünliberale BS
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