Die
Lehrerinnen und Lehrer in der Stadt St.Gallen wollen mehr Mitsprache bei der
Schulentwicklung. Die Hauptversammlung des Verbands Lehrpersonen Sektion
St.Gallen hat beschlossen, eine Initiative zu lancieren.
Es rumort in den Schulen, St. Galler Tagblatt, 27.5. von Daniel Wirth
Die Hauptversammlung fand am Samstag vergangener Woche statt.
Sie war sehr gut besucht, wie es in einer Mitteilung des Verbands Lehrpersonen
der Sektion St.Gallen (VLSG) heisst. In der Sektion organisiert sind die
Lehrerinnen und Lehrer aus der Stadt St.Gallen inklusive der Katholischen
Kantonssekundarschule Flade sowie die Lehrpersonen aus den Gemeinden
Wittenbach, Muolen und Häggenschwil. Präsident des VLSG ist Gion T. Berther. Im
Jahresbericht des Präsidiums kam gemäss Communiqué die Sorge über die
schwierige Zusammenarbeit mit dem Schulamt der Stadt St.Gallen zur Sprache. Die
vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass die jetzige Organisation der
Schulbehörde unbefriedigend sei und Lücken habe, sei an der Hauptversammlung
des VLSG immer wieder bemängelt worden. Was heisst das konkret?
«Wir Lehrer sind in der Stadt St.Gallen nicht in die Schulentwicklung
eingebunden», sagt Berther. Im Schulamt werde entschieden, der Entscheid dann
den Schulleitern mitgeteilt, und die Lehrer schliesslich könnten diese Entscheide
nur noch umsetzen. Als Beispiel nennt Berther die aktuelle Diskussion um die
Schulnoten. Der Kanton sage im laufenden Konsultationsverfahren dezidiert, er
überlasse es nicht den Schulgemeinden, die Noten 1 und 2 abzuschaffen und nur
noch ganze Noten in die Zeugnisse zu schreiben. Doch das Schulamt der Stadt
St.Gallen presche hier vor und habe die Schulleiter angehalten, an der
Unterstufe bereits im Zeugnis für das laufende Semester auf halbe Noten zu
verzichten und nur noch ganze zu geben.
Landlehrer
hätten es besser
Solche Beispiele gebe es weitere, sagt Berther. In Gesprächen mit
Lehrern aus Muolen, Wittenbach oder Häggenschwil würden die Stadtsanktgaller
Lehrer immer wieder erfahren, dass ihre Kollegen auf dem Lande stärker in die
Schulentwicklung eingebunden würden. «In der Stadt entstehe die
Schulentwicklung nicht an der Basis, sagt Berther. Mit grosser Mehrheit sei der
VLSG-Vorstand darum beauftragt worden, eine Volksinitiative zu lancieren mit
dem Ziel, eine Verbesserung zu erreichen und mehr Mitsprache bei der
Schulentwicklung zu erwirken. Dass es die Lehrer im Grünen Ring diesbezüglich
besser hätten, habe damit zu tun, dass die gewählte Schulbehörde, der Schulrat,
dort näher an der Basis sei, wie es Gion T. Berther formuliert.
Kritik am
Führungsstil
Viele Lehrpersonen in der Stadt seien verunsichert. Gemäss
VLSG-Communiqué hätten sie sich im vergangenen Schuljahr deshalb an den Verband
gewandt. Bewusst habe der VLSG darum darauf verzichtet, Behördenmitglieder zur
Hauptversammlung einzuladen, um den Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit zu
geben, ihre Anliegen vorzubringen. Woher rührt diese Verunsicherung?
VLSG-Präsident Gion T. Berther: «Auslöser sind weiche Faktoren, die schwierig
zu fassen und benennen sind.» Erst auf Nachfragen wird Berther konkret und
bringt es auf den Punkt: Vieles habe mit dem Führungsstil von Mitarbeitenden
des städtischen Schulamtes zu tun.
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