29. Mai 2016

St. Galler Lehrer wollen bei Schulentwicklung mitbestimmen

Die Lehrerinnen und Lehrer in der Stadt St.Gallen wollen mehr Mitsprache bei der Schulentwicklung. Die Hauptversammlung des Verbands Lehrpersonen Sektion St.Gallen hat beschlossen, eine Initiative zu lancieren.
Es rumort in den Schulen, St. Galler Tagblatt, 27.5. von Daniel Wirth


Die Hauptversammlung fand am Samstag vergangener Woche statt. Sie war sehr gut besucht, wie es in einer Mitteilung des Verbands Lehrpersonen der Sektion St.Gallen (VLSG) heisst. In der Sektion organisiert sind die Lehrerinnen und Lehrer aus der Stadt St.Gallen inklusive der Katholischen Kantonssekundarschule Flade sowie die Lehrpersonen aus den Gemeinden Wittenbach, Muolen und Häggenschwil. Präsident des VLSG ist Gion T. Berther. Im Jahresbericht des Präsidiums kam gemäss Communiqué die Sorge über die schwierige Zusammenarbeit mit dem Schulamt der Stadt St.Gallen zur Sprache. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass die jetzige Organisation der Schulbehörde unbefriedigend sei und Lücken habe, sei an der Hauptversammlung des VLSG immer wieder bemängelt worden. Was heisst das konkret?

«Es gibt Reibungsflächen»
«Wir Lehrer sind in der Stadt St.Gallen nicht in die Schulentwicklung eingebunden», sagt Berther. Im Schulamt werde entschieden, der Entscheid dann den Schulleitern mitgeteilt, und die Lehrer schliesslich könnten diese Entscheide nur noch umsetzen. Als Beispiel nennt Berther die aktuelle Diskussion um die Schulnoten. Der Kanton sage im laufenden Konsultationsverfahren dezidiert, er überlasse es nicht den Schulgemeinden, die Noten 1 und 2 abzuschaffen und nur noch ganze Noten in die Zeugnisse zu schreiben. Doch das Schulamt der Stadt St.Gallen presche hier vor und habe die Schulleiter angehalten, an der Unterstufe bereits im Zeugnis für das laufende Semester auf halbe Noten zu verzichten und nur noch ganze zu geben.

Landlehrer hätten es besser
Solche Beispiele gebe es weitere, sagt Berther. In Gesprächen mit Lehrern aus Muolen, Wittenbach oder Häggenschwil würden die Stadtsanktgaller Lehrer immer wieder erfahren, dass ihre Kollegen auf dem Lande stärker in die Schulentwicklung eingebunden würden. «In der Stadt entstehe die Schulentwicklung nicht an der Basis, sagt Berther. Mit grosser Mehrheit sei der VLSG-Vorstand darum beauftragt worden, eine Volksinitiative zu lancieren mit dem Ziel, eine Verbesserung zu erreichen und mehr Mitsprache bei der Schulentwicklung zu erwirken. Dass es die Lehrer im Grünen Ring diesbezüglich besser hätten, habe damit zu tun, dass die gewählte Schulbehörde, der Schulrat, dort näher an der Basis sei, wie es Gion T. Berther formuliert.

Kritik am Führungsstil
Viele Lehrpersonen in der Stadt seien verunsichert. Gemäss VLSG-Communiqué hätten sie sich im vergangenen Schuljahr deshalb an den Verband gewandt. Bewusst habe der VLSG darum darauf verzichtet, Behördenmitglieder zur Hauptversammlung einzuladen, um den Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit zu geben, ihre Anliegen vorzubringen. Woher rührt diese Verunsicherung? VLSG-Präsident Gion T. Berther: «Auslöser sind weiche Faktoren, die schwierig zu fassen und benennen sind.» Erst auf Nachfragen wird Berther konkret und bringt es auf den Punkt: Vieles habe mit dem Führungsstil von Mitarbeitenden des städtischen Schulamtes zu tun.


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