Generationen
von St. Galler Schülern wissen es: Ein Sechser ist die beste und ein Einer ist
die schlechteste Note. Geht es nach dem St. Galler Erziehungsrat, sollen nundie Noten Eins und Zwei abgeschafft werden. Zur Zeit läuft ein
Konsultationsverfahren unter Lehrern, Schulleitern und Bildungsexperten.
St. Galler Erziehungsrat will Noten Eins und Zwei abschaffen, Judith Barben, 13.5.
Ein
Nagel – ja, so sagte man der schlechtesten Note, dem Einer. Der Einer und auch
die Note Zwei sollen jetzt von den Prüfungen und Zeugnissen verschwinden,
zumindest wenn es nach den Plänen des St. Galler Erziehungsrates geht.
Bildungsexperten sind skeptisch, ob mit der Abschaffung des «Nagels» nicht das
Ziel verfehlt wird.
Manchmal
braucht es einen Schuss vor den Bug. Es gibt Schüler, denen sind die Schule und
die Noten egal, und um sie zu motivieren, greifen die Lehrer gerne zu einem
drastischen Mittel: einem Einer für eine unterirdisch schlechte Leistung.
Der
Oberstufenlehrer Hansjörg Bauer von Goldach ist Co-Präsident des kantonalen
Lehrerinnen- und Lehrerverbandes. Der Verband hat sich zu den Plänen des
Erziehungsrates nicht geäussert. Doch für Hansjörg Bauer wäre die Abschaffung
des Einers und des Zweiers ein Verlust:
«Eine
schlechte Noten kann schlichtweg motivierend sein. Das erlebe ich – ehrlich
gesagt – auch im Schulalltag. Dass ein Schüler, eine Schülerin klar vor Augen
gesetzt bekommt: meine Vorbereitung auf diese Prüfung war sehr mangelhaft und
jetzt habe ich die Quittung dafür bekommen.»
Barbara
Wiederkehr ist stellvertretende Leiterin des Amtes für Volksschule. Sie gibt
zu: Quittungen könnten Lehrer nicht mehr verteilen:
«Wir
wissen aber auch, dass wenn ich das hintereinander nutze, dass wenn ich einem
Kind nicht nur einmal einen Zweier gegeben habe, sondern ihm im Prinzip jedes
Mal einen Zweier gebe, dass es diesen Effekt auch nicht mehr hat und dass
natürlich die Demotivation ebenso stark sein kann wie die Motivation sein
könnte.»
Die
Haltung des Erziehungsrates ist darum klar: Es mache keinen Sinn, eine
ungenügende Leistung weiter zu differenzieren. Entweder seien die Lernziele
erreicht oder nicht und dafür reiche die Note 3. Noch ist die Abschaffung nicht
beschlossen. Ab letzter Woche läuft ein Konsultationsverfahren. Noch bis in den
Sommer dürfen sich Lehrer, Schulleiter und Bildungsexperten dazu äussern. Dann
kann der St. Galler Erziehungsrat entscheiden, ob diese beiden Noten
abgeschafft werden. Eine Änderung des Volksschulgesetzes wäre dafür nicht
nötig.
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