Zahlreiche Sekundarlehrkräfte gehen davon aus, dass sie mit einem
Weiterbildungskurs in Natur und Technik eine Lehrberechtigung für Biologie,
Chemie und Physik erwerben können. Doch dem ist nicht so: Die 26,5 Samstage
fachdidaktische Weiterbildung in Natur und Technik an der Pädagogischen
Hochschule (PH) der Fachhochschule Nordwestschweiz reichen nicht, um künftig
alle drei naturwissenschaftlichen Fächer im Rahmen des Lehrplans 21
unterrichten zu können. «Der Kurs führt nicht zu einer Lehrberechtigung»,
stellte gestern Christian Irgl, Leiter der Kommunikationsstelle der PH, klar,
nachdem die BaZ nachgefragt hatte.
Sek-Lehrer werden mit Harmos-Geldern gelockt, Basler Zeitung, 21.3. von Thomas Dähler
Doch
die Baselbieter Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD) hat die Biologie-,
Chemie- und Physiklehrer an den Sekundarschulen ausdrücklich dazu aufgefordert,
sich an der Pädagogischen Hochschule für den Weiterbildungskurs «Fachdidaktik
Natur und Technik» anzumelden. Der Kanton Baselland kommt auch als einziger
Kanton für die Kurskosten von 11 300 Franken pro Person auf.
Zusatzkredit
für Harmos
Entnommen
werden die Kursgelder einem Zusatzkredit für die Bildungsharmonisierung, den
die BKSD im vergangenen Dezember für die Umsetzung der Bildungsharmonisierung
bereitgestellt hat. Weshalb die BKSD die Kurse finanziert, obwohl damit keine
Lehrberechtigung zu erwerben ist, konnte der BaZ gestern Vormittag bei der BKSD
niemand erklären. Dazu sei man erst nächste Woche in der Lage.
Dass
sich viele Baselbieter Sekundarlehrerinnen und Sekundarlehrer genötigt fühlen,
die samstäglichen Kurse auf sich zu nehmen, hat seinen Grund: Der Lehrplan 21
führt die Fächer Biologie, Chemie und Physik als Sammelfach unter dem Begriff
Natur und Technik. Die Lehrer befürchten, dass künftig nur noch Kollegen für
den Unterricht der Fächer Biologie, Chemie und Physik berücksichtigt werden,
die alle drei Fächer unterrichten können. Die Aufforderung der BKSD, mit dem
Weiterbildungskurs der PH ein Certificate of Advanced Studies (CAS) zu
erwerben, hat deshalb für helle Aufregung gesorgt, wie Baselbieter
Sekundarlehrer bestätigen.
Doch
das CAS Fachdidaktik Natur und Technik ist nach Auskunft von Christian Irgl von
der Kommunikationsstelle der PH lediglich eine Zusatzausbildung, die Lehrkräfte
auf den Volksschulstufen Kindergarten, Primarstufe und Sekundarstufe I dabei
unterstützt, integrierten Unterricht im Bereich Natur und Technik zu gestalten.
Zu einer Lehrberechtigung führt der Kurs aber nicht. Eine Lehrberechtigung für
ein zusätzliches Fach erfordert ein Facherweiterungsstudium. Lehrkräfte mit
drei Jahren Praxis auf der Sekundarstufe I müssen dabei pro Zusatzfach
mindestens 30 ECTS-Punkte erwerben. Das mit dem Weiterbildungskurs verbundene
Zertifikat erfordert pro Fach aber lediglich fünf ECTS-Punkte.
Wenn
die BKSD Harmos-Gelder in Weiterbildungskurse investiert, hat dies eine gewisse
Brisanz. Die Schulleitungen könnten dazu neigen, im Hinblick auf die Einführung
des Lehrplans 21 Lehrkräfte mit dem Unterricht in Biologie, Chemie oder Physik
zu betrauen, die über gar keine Lehrberechtigung im einzelnen Fach verfügen.
Bestätigt wäre damit der Vorwurf des Komitees Starke Schule Baselland, in den
Sammelfächern würden Lehrer mit einer Schnellbleiche eingesetzt. Im Landrat ist
eine parlamentarische Initiative hängig, mit der Sammelfächer wie Natur und
Technik explizit verhindert werden sollen.
Keine
verkürzte Ausbildung
Eine
auf die Sammelfächer fokussierte verkürzte Sekundarlehrerausbildung kommt für
die PH jedoch nicht infrage. Die PH ist verpflichtet, Lehrerausbildungen
anzubieten, die in der gesamten Deutschschweiz Anerkennung finden. Bereits
letzte Woche stellte die PH auf Anfrage klar, dass es unvorstellbar sei, dass
künftig Fächerkombinationen gesamthaft im gleichen Umfang wie heute ein
einzelnes Fach studiert werden könnten. In Anbetracht der unterschiedlichen
Regelungen in den einzelnen Kantonen sei davon auszugehen, dass es für den
Unterricht an Sekundarschulen auch in Zukunft Lehrberechtigungen in den heute
bestehenden Fächern brauche. Selbst wenn künftig tatsächlich Natur und Technik
in den Baselbieter Stundenplänen steht, dürften weiterhin verschiedene
Lehrkräfte die einzelnen Teilfächer unterrichten.
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