13. Oktober 2014

Wahlfach löst keine Probleme

Die Sprachenstrategie der EDK aus dem Jahr 2004 sieht vor, dass an der Primarschule zwei Fremdsprachen gelehrt werden. In der Zwischenzeit wurden von verschiedenen Seiten ernsthafte Zweifel am Sinn des frühen schulischen Fremdsprachenunterrichts geäussert. Insbesondere aus Lehrerkreisen wird ein späterer Beginn der zweiten Fremdsprache gefordert. Aufgrund dieses Drucks aus den Kantonalsektionen fühlt sich der LCH (Dachverband der Deutschschweizer Lehrkräfte) gezwungen, am Sprachenmodell der EDK leichte Veränderungen vorzuschlagen. Konkret soll die erste Fremdsprache eine Landessprache sein. Englisch, die zweite Fremdsprache, soll in der 5. Primarklasse nur noch als Wahlfach angeboten werden.  Die Idee eines solchermassen abgefederten Modells birgt jedoch einige schwerwiegende Konsequenzen. (uk)




Konsequenzen eines Wahlfachs Englisch werden zu wenig bedacht, Bild: seo-book.de


Wahlfach löst keine Probleme, 13.10. von Urs Kalberer

Mit der LCH-Forderung werden erstens die Weichen für die spätere Schulkarriere an der Sekundarschule viel zu früh gestellt. Die Teilnahme am Wahlfach Englisch wird verständlicherweise als Grundlage für den Selektionsprozess in die Sekundarstufe interpretiert. Der Druck, am Wahlfach teilzunehmen, wird besonders für weniger Sprachbegabte zu einer Last werden. Zweitens entscheiden ja nicht die Lehrkräfte über den Besuch des Wahlpflichtfaches, sondern die Kinder und besonders deren Eltern. Falscher Ehrgeiz der Eltern wird dazu führen, dass genau das geschieht, was man eigentlich vermeiden wollte: überforderte Kinder. Doch da es sich um ein Wahlfach handelt, dürfen auch schwache Kinder nicht vom Unterricht ausgeschlossen werden. Die Folge davon wird ein Unterricht sein, der sich aufgrund der grossen Heterogenität gar nicht so stark vom jetzigen unterscheidet.
Das vom LCH empfohlene Wahlfach Englisch wird ausserdem an der Sekundarschule zu unnötigen bürokratischen Fesseln mit einer  problematischen Zerstückelung des Klassengefüges führen. Es müssten nämlich sowohl die Klassen mit Grundanforderungen als auch jene mit erweiterten Anforderungen in separierte Gruppen (mit und ohne Primarenglisch) unterteilt werden. An kleineren und mittleren Schulen wäre diese Unterteilung nicht nur kaum durchführbar, sie führte auch zu unverhältnismässigen Mehrkosten.

Ungeachtet der wissenschaftlichen Evidenz, die dem frühen schulischen Fremdsprachenlernen wenig Erfolgschancen zuspricht, löst der Wahlfach-Vorschlag keine Probleme. Er schafft im Gegenteil viele neue. Letztlich handelt es sich dabei um ein teures Rückzugsgefecht einer aus den Fugen geratenen Sprachenförderung.  

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