Bananen unerwünscht - dafür Basteln à gogo, Bild: Kirbus Edvard
Bastelpflicht für Eltern, Mamablog von Jeantette Kuster, 6.7.
Schliesslich hatte ich die letzten
Wochen viel zum Thema gehört von meinen Freundinnen, von emotionalen Momenten,
unauffällig weggedrückten Tränchen und einer (trotz allem Stolz) dezenten
Traurigkeit, weil der Eintritt in den Kindergarten auch ein kleiner Schritt weg
von Zuhause bedeutet.
Nun, bei mir lief es ein wenig anders ab. Ich musste mir keine Tränchen wegwischen, sondern
vielmehr ein paar Mal leer schlucken. Dabei hätte ich
vorgewarnt sein müssen, schliesslich erzählt mir meine Arbeitskollegin
regelmässig von ihren Elternpflichten im Kindergarten. Doch irgendwie hatte ich
bis anhin stets gehofft, sie habe einfach ein bisschen Pech gehabt bei der
Zuteilung. Weit gefehlt.
Nach einer kurzen Aufwärmphase bat die Lehrerin uns Mütter
und Väter nämlich nach nebenan, um uns «ganz viele Informationen» zu geben.
Informationen zum Znüni etwa. Denn die Eltern müssen den Kindern zwar etwas zu
essen mitgeben, aber was das sein soll, das bestimmt bitte schön der
Kindergarten. Und so wurde uns zuerst
mündlich und danach noch auf drei A4-Seiten zum Mitnehmen erklärt, weshalb die
Banane unerwünscht sei und
auch der Getreideriegel keine Alternative. Und ich bekam schon etwas Mühe.
Nicht dass ich etwas gegen gut gemeinte Empfehlungen hätte. Aber ein
Bananenverbot? Ernsthaft?
Keine Zeit, länger darüber nachzudenken, weiter gings. Wir
bekamen den Stundenplan und den Quintalsplan, den wir bitte zu Beginn jeder
Woche konsultieren möchten. Darauf sind zum Beispiel bereits das
Knabenschiessen (in der Arbeitswelt höchstens ein freier Nachmittag, im
Kindergarten offenbar ein ganzer Freitag) und der erste Elternabend eingetragen
– zwei neue Termine für die elterliche Agenda also. Ausserdem gabs eine Liste
mit den durchs Jahr hindurch anstehenden weiteren Elternterminen: zwei
Besuchsmorgen, verschiedene Elternabende, mindestens ein Elterngespräch, ein
Jahresabschlussfest. Und schliesslich an einem
Montagvormittag Räbenschnitzen mit Mama oder Papa und am Tag darauf der Umzug mit der
ganzen Familie.
Ja, man bietet uns Eltern tatsächlich zum Basteln auf. Und
ich rede hier nicht von einer freundlichen, auf Freiwilligkeit basierenden
Einladung. Die Räbeliechtli-Geschichte ist ganz klar als Muss aufgeführt.
Bloss: Ich arbeite montags. Das heisst, ich muss künftig freinehmen, um in
vereinter Runde Räbeliechtli zu schnitzen, wenn ich das doch ebenso gut (wie
bisher auch) an meinem freien Tag erledigen könnte, ja gerne erledigen würde.
Doch Verweigerung ist keine Option. Denn wer will
schon, dass sein Kind dann als einziges ohne Mama oder Papa dort sitzt?
Die Schulferien alleine stellen Familien, in denen beide
Elternteile arbeiten, vor eine logistische Herausforderung. Hinzu kommen neben
den (gerne mittels Brückentagen verlängerten) Feiertagen die Weiterbildungstage
der Lehrer, an denen der Unterricht ebenfalls ausfällt. Stehen dann noch so
viele Besuchs- und Bastelmorgen auf dem Programm, läuft das Fass irgendwann
über. Schliesslich sind Freitage
ein knappes Gut, das man lieber in Ferien mit der Familie investieren würde als
in Schulbesuche. Und nicht immer kann man auf Befehl
freinehmen, denn womöglich steht gleichzeitig ein wichtiger Geschäftstermin an.
Immerhin haben mein Mann und ich noch die Möglichkeit, uns bei diesen
Pflichtterminen abzuwechseln. Wie handhaben das bloss Alleinerziehende mit
mehreren Kindern, die am Ende auf mehr als zehn solcher Elterntermine pro Jahr
kommen?
Dass die Möglichkeit besteht, dem Kindergarten ab und zu
einen Besuch abzustatten und sogar aktiv mitzuwirken, ist grossartig. Dass
dieses Angebot Pflicht ist, empfinde ich hingegen als Zumutung. Die Realität
sieht nun mal so aus, dass die meisten Mütter berufstätig sind. Und womöglich
keine Zeit haben, mitten am Vormittag einfach mal ein bisschen basteln zu
kommen.
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