Die Schule Windisch scheint nicht zur Ruhe zu
kommen. Vor ziemlich genau einem Jahr warfen die Kündigung von
Gesamtschulleiter Philipp Grolimund und die beiden Schulpflege-Rücktritte von
Präsidentin Judith Zürcher (SP) und Mirjam Oertli (FDP) per Ende Januar hohe
Wellen. Zwei SP-Einwohnerrätinnen verlangten daraufhin den
Rücktritt der gesamten Schulpflege. In einer koordinierten Briefaktion
forderten 90 Lehrpersonen aus allen Schulstufen den sofortigen Rücktritt von
CVP-Schulpflegerin Zeynep Karavus, weil sie der Schule Windisch mehr schade,
als nütze.
88 Lehrpersonen fordern ihren Rücktritt: Jetzt stehen zwei Schulpfleger ohne Ressorts da, Aargauer Zeitung, 18.12. von Claudia Meier
Zusammenarbeit scheint nicht zu klappen
Und obwohl Karavus dem Gremium schon seit zehn
Jahren angehörte und somit die meisten Amtsjahre vorweisen konnte, kam sie
allein schon mangels Sprachkenntnissen als neue Präsidentin nicht in Frage.
Interimspräsident wurde Suad Maliqi (parteilos, von
der SP portiert), bis im Mai Thomas Haller und Isabelle Bechtel (beide
parteilos und von der SP vorgeschlagen) bei den Ersatzwahlen in die Schulpflege
gewählt wurden und sich das Gremium im Sommer neu aufstellte.
Aufgrund der verfahrenen Situation war für die
Schulpflege Windisch bereits Anfang Jahr ein externer Berater engagiert worden.
Rechtzeitig zum Schuljahresanfang wurde die neue Ressortverteilung
kommuniziert. Isabelle Bechtel steht der Schulpflege seither als Präsidentin
vor und Suad Maliqi ist Vizepräsident. Mit der Zusammenarbeit scheint es
allerdings, nicht zu klappen.
Arbeit wird auf drei Schulpflegemitglieder verteilt
Am vergangenen Donnerstag haben Isabelle Bechtel,
Thomas Haller und Schulpflegemitglied Amir Nuredini (FDP) beschlossen, Zeynep
Karavus und Suad Maliqi per sofort sämtliche Ressorts zu entziehen. Über die
Gründe wurde Stillschweigen vereinbart.
Die Anliegen betreffend den Ressorts «HR,
Organisationsentwicklung, Musikschule, HPS» und «Rekurswesen, Disziplinarwesen,
Konflikt- und Krisenmanagement, Schulsozialarbeit» seien vorläufig an
Präsidentin Isabelle Bechtel zu richten, heisst es in einer entsprechenden
Mitteilung. Die Schulpflege werde die Aufgaben im Januar auf die Personen Amir
Nuredini, Thomas Haller und Isabelle Bechtel neu verteilen und entsprechend
kommunizieren.
Neue Ausgangslage erläutert
Mit anderen Worten: Zeynep Karavus und Suad Maliqi
haben ab sofort nur noch eine beratende Stimme in der Schulpflege. Der direkte
Kontakt mit der Schule Windisch ist ihnen untersagt.
Diese neue Ausgangslage wurde am Montagabend bei
einem Treffen, zu dem der Gemeinderat Windisch die Partei- und
Fraktionspräsidien sowie die Schulpflege eingeladen hatte, erläutert.
Dabei ging es auch um die neue Vorlage zur
Reorganisation der Schulverwaltung, die mit einer Stellenaufstockung verbunden
ist und Ende Januar im Einwohnerrat behandelt wird.
88 Lehrpersonen fordern Maliqi und Karavus zum Rücktritt
auf
Unabhängig davon wurden in den letzten beiden
Wochen unter den Lehrpersonen und Schulleitern wieder Unterschriften gesammelt.
In einem Brief an die beiden Adressaten Zeynep Karavus und Suad Maliqi
forderten diesmal 88 Lehrpersonen und alle Schulleiterinnen den sofortigen
Rücktritt der beiden Schulpflegemitglieder.
«Der Brief ging auch an den Gemeinderat und die
Schulpflege», sagt Isabelle Bechtel. Die Präsidentin spricht von einem immensen
Vertrauensverlust von Seiten Lehrerschaft und innerhalb der Schulpflege sowie
von seit einiger Zeit enorm schwierigen Bedingungen im Gremium. Bechtel ist
froh, den externen Berater in dieser Zeit «mit seiner Erfahrung und seinem
Fachwissen unterstützend dabei zu haben».
Bruno Graf (SP) ist der für die Bildung zuständige
Gemeinderat. Er sagt, der Ressortentzug ist ein Entscheid der Schulpflege.
Situation ist unerfreulich
«Die aktuelle Situation in der Schulpflege ist für
den Gemeinderat Windisch sehr unerfreulich.» Die gesetzlichen Rahmenbedingungen
müssten akzeptiert werden. «Alle Mitglieder sind bis zum Ende der Amtsperiode
vom Volk gewählt. Nun sind die politischen Parteien gefordert, mit Karavus und
Maliqi das Gespräch zu suchen», so Graf.
Für die externe Beratung der Schulleitung ist im
Windischer Budget 2020 nochmals ein Betrag von 32000 Franken eingestellt. «Wir
wollen der Schulpflege weiterhin die nötige Unterstützung zukommen lassen»,
sagt Gemeinderat Bruno Graf.
SVP-Präsident Fabian Schütz war wie Bruno Graf beim
Treffen am Montagabend dabei. Schütz findet es schade, dass es zum
Ressortentzug gekommen ist. In die neuen Schulpfleger hat er indes grosses
Vertrauen.
Er ist zuversichtlich, dass es mit der Schule
Windisch wieder aufwärtsgeht. Zeynep Karavus und Suad Maliqi waren bisher weder
per E-Mail noch telefonisch für eine Stellungnahme erreichbar.
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