Die
Baselbieter Regierung macht bei der Digitalisierung vorwärts. Künftig soll
jeder Sek-1-Schüler einen eigenen Computer bekommen. 7500 Geräte sollen
angeschafft werden. Die IT-Projektleitung empfiehlt hier für Windows.
Baselland setzt in den Schulen nicht auf Mac - zum Ärger vieler Lehrer, Basellandschaftliche Zeitung, 31.1. von Leif Simonsen
Verwirrung
herrschte, weil Gschwind mit ihrer Ankündigung mitten in eine Konsultation
unter den Lehrern platzte. Der Lehrerverein Baselland (LVB) befragte seine
Mitglieder unter anderem, mit welcher Marke sie in Zukunft lieber arbeiten
würden. Dabei zeigt sich: Die Apple-Befürworter haben die Nase vorne. An der
Sek wird heute mehrheitlich mit dem Apple-Betriebssystem Mac gearbeitet.
Doch
die Lehrer fürchten nun, dass sie von der Bildungsdirektion zu einem
ungeliebten Wechsel genötigt werden. Denn die Zeichen stehen auf Microsoft.
Gemäss gut unterrichteten Quellen soll die kantonale Projektleitung
IT.SBL-Studien eine Empfehlung abgegeben haben.
Was
beim «Geräteszenario» im Behördendeutsch als «Win SuS» und «Win LP» bezeichnet
wird, heisst de facto: Die Projektleitung empfiehlt die Anschaffung von Windows
für alle. Der von vielen bevorzugte Apple-Laptop ist nicht in Erwägung gezogen
worden. Mehrere Gründe hätten dafür den Ausschlag gegeben: So würden künftige
digitale Lehrmittel stift- und touchbasierte Lehrmittel voraussetzen und die
Apple-Laptops hätten noch keine Touchscreens. Zudem würden an den
Berufsfachschulen Windows eingesetzt, in der Berufswelt ebenfalls.
Apple teurer – aber hält länger
Die
Empfehlung der IT-Projektleitung steht im Gegensatz zur offiziellen Haltung der
Regierung. Christoph Straumann, beim Kanton zuständig für die Informatik bei
den Schulen, sagte an der Pressekonferenz, es laufe ein Konsultationsverfahren
bei den verschiedenen Stakeholderorganisationen. «Im Wesentlichen geht es dabei
um die Frage, ob in den künftigen IT-Arbeitsgeräten für die Schülerinnen und
Schüler auf der Sek I ein einheitliches Betriebssystem zum Einsatz kommen soll
– Win oder Mac ist dabei noch offen.»
Straumann
betont auf Nachfrage, es sei kein Entscheid gefällt worden. Die Erkenntnisse
aus dem Konsultationsverfahren würden sicher berücksichtigt. Und die Tatsache,
dass die Projektleitung Windows empfohlen habe, sei nicht mit einem Entscheid
gleichzusetzen. «Dieser wird vom Gesamtregierungsrat gefällt», sagt er.
Philipp
Loretz, Geschäftsleitungsmitglied beim LVB, sagt aber, er halte es für
«unwahrscheinlich», dass unter diesen Voraussetzungen Apple-Laptops eingeführt
würden. Alleine aus Wartungsgründen habe sich die IT-Projektleitung auf den
Standpunkt gestellt, dass sowohl Lehrer, als auch Schüler Windows haben
sollten, da dies den IT-Support erleichtern würde.
Das
Kostenargument verfängt nicht bei allen Lehrern. Ein Baselbieter Sekundarlehrer
moniert, dass ein Apple zwar teurer in der Anschaffung sei, dafür länger halte.
Ein anderer wirft dem Kanton vor, dass er keine webbasierten Anwendungen
ermöglicht – damit hätte man sich die Diskussion Mac gegen Windows sparen
können, weil diese Anwendungen unabhängig vom Betriebssystem angewandt werden
können.
Pädagogische Fragen ungeklärt
Unabhängig
davon, für welche Geräte sich der Kanton entscheidet: Bei den Baselbieter
Lehrern gibt es noch einige Fragezeichen in Bezug auf die flächendeckende
Einführung von Computern an Sekundarschulen. Die Erkenntnisse des
Pilotversuchs, bei dem im Herbst 2017 in 13 Klassen Tablets und Laptops an
jeden Schüler und an jede Schülerin verteilt wurden, seien nicht nur positiv
gewesen, heisst es.
Bedenken
gibt es einerseits, was das technische Know-how bei der Wartung der 7500 Geräte
angeht. Philipp Loretz sagt, das jetzige System, wonach an jeder Schule ein
IT-Verantwortlicher tätig sei, stosse an seine Grenzen, wenn jeder Schüler ein
eigenes Gerät besitze. Andererseits müssten auch pädagogische Grundsätze
geklärt werden.
Loretz
sagt: «Es ist zwar geplant, dass künftig alle Sekundarschüler ein eigenes Gerät
besitzen. Aber einen eigentlichen Informatikunterricht gibt es bei uns nicht.»
Dieser erfolgt heute im Rahmen des Deutschunterrichts. 60 Prozent der befragten
Lehrerinnen und Lehrer fürchteten zudem, dass die Schüler «erheblich» oder
«sehr stark» abgelenkt würden, wenn sie im Unterricht die ganze Zeit vor dem
Bildschirm sitzen würden.»
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