Vor vier Jahren begann der Kanton
Thurgau im Rahmen eines Pilotprojekts, Zivildienstleistende zur Unterstützung
von Lehrkräften an Schulen einzusetzen. Die Erfahrungen sind positiv – neu ist
diese Option national im Gesetz verankert.
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Positive Erfahrungen mit Zivis im Thurgau, Bild: Reto Martin
Thurgauer Projekt macht Schule, St. Galler Tagblatt, 20.7. von Nathalie Grand
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Seit dem 1. Juli sind das revidierte Zivildienstgesetz und die
Verordnungen dazu in Kraft: Zivildienstleistende können neu auch an Schulen
eingesetzt werden. Möglich sind Aufgaben innerhalb und ausserhalb des
Unterrichts als Klassenhilfe.
Thurgauer Schulen setzen schon seit ein paar Jahren Zivildienstleistende
im Unterricht ein. «Die Volksschulgemeinde Bischofszell war eine der ersten
Schulen, wenn nicht die erste öffentliche Schule, welche Zivis einsetzte», sagt
Schulpräsident Felix Züst auf Anfrage. «In der Ostschweiz waren wir Vorreiter.»
40 bis 50 Franken pro Tag
Die Volksschulgemeinde (VSG) Bischofszell erstreckt sich über vier
Gemeinden und verfügt über zwölf Schulliegenschaften, in denen 1450
Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden. 2012 bewarb sie sich bei der
zuständigen Stelle des Bundes als Einsatzbetrieb im Sozialwesen, da es noch
keinen offiziellen Tätigkeitsbereich Schule gab. Der Einsatz von
Zivildienstleistenden sei relativ günstig, sagt Züst. Für einen
Schulassistenten muss mit 40 bis 50 Franken pro Tag gerechnet werden.
Kein Lehrer-Ersatz
Die Arbeit mit den Schulassistenten habe sich als Win-win-Situation für
die Schulkinder, die Lehrer und die Zivildienstleistenden entpuppt, sagt Züst.
Die VSG Bischofszell erhöhte die Anzahl Zivildienstleistende von drei auf heute
maximal sieben. Zurzeit sind sechs Schulhelfer im Einsatz. Ab August wird noch
ein Zivi für einen längeren Einsatz gesucht.
«Zivildienstleistende ersetzen keine Lehrer», sagt Züst. Die
Verantwortung für den Unterricht liege weiterhin bei der Lehrperson. Die VSG
Bischofszell ist eine teilintegrative Schule. Die Kinder werden wenn möglich
vor Ort und nicht in Sonderschulen beschult. Die Zivildienstleistenden leisten
Einsätze vom Kindergarten bis Sekundarschule. Sie unterstützen die Lehrer auch
bei der Pausenaufsicht, beim Mittagstisch, in der Aufgabenhilfe oder in den
Klassenlagern. Drei Viertel der Zivildienstleistenden seien später in soziale
oder pädagogische Berufe eingestiegen, sagt Züst.
Felix Heller, der erste Zivildienstleistende in Bischofszell, kümmerte
sich um die «schwierigen» Kinder. «Schüler, die im Unterricht nicht ruhig
sitzen konnten oder nicht die gewünschten Leistungen erbrachten, wurden von mir
separat betreut», blickt Heller zurück. Auch habe er einmal ein Kind, das noch
kein Deutsch gesprochen habe, unterstützt.
Berufspläne bestätigt
Von den Lehrern und Schülern habe er nur positive Rückmeldungen
erhalten, sagt Heller. Der damals 19-Jährige hat 180 Tage seines Zivildienstes
in der VSG Bischofszell absolviert. «Ich konnte in alle Schulstufen
hineinschauen.» Seine Berufspläne seien durch den Zivildienst bestätigt worden.
Anfang 2017 macht er das Diplom zum Oberstufenlehrer.
Der SP-Politiker – Heller sitzt seit 2011 im Arboner Stadtparlament –
will den Rest seines Zivildienstes als Französischlehrer in Afrika absolvieren.
Ihm fehlen noch 210 Diensttage.
"Felix Heller, der erste Zivildienstleistende in Bischofszell, kümmerte sich um die «schwierigen» Kinder. «Schüler, die im Unterricht nicht ruhig sitzen konnten oder nicht die gewünschten Leistungen erbrachten, wurden von mir separat betreut», blickt Heller zurück. Auch habe er einmal ein Kind, das noch kein Deutsch gesprochen habe, unterstützt."
AntwortenLöschenZivis sind kein Lehrerersatz. Hier scheint mir der Einsatz allerdings sehr weit zu gehen.