Die Schweiz tue sich schwer, die
antirassistische Erziehung nachhaltig und offiziell in den Lehrplänen der
obligatorischen Schule zu verankern, teilte die Eidgenössische Kommission gegen
Rassismus (EKR) am Dienstag mit. Im Vergleich zu den EU-Ländern weise die
Schweiz in dieser Hinsicht einen Rückstand auf.
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In den Lehrplänen kommt Rassismusprävention zu kurz, Bild: Ennio Leanza
Rassismusprävention kommt in den Schulen zu kurz, NZZ, 14.6.
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Die Judenverfolgung und -vernichtung
während des Dritten Reichs ist laut Erziehungswissenschafterin Miryam Eser
Davolio das am häufigsten behandelte antirassistische Bildungsthema.
«Bedauerlicherweise bleibt es auch oft das einzige, dem Schüler während ihrer
Schulzeit begegnen», schreibt sie in einem Beitrag im EKR-Bulletin «Tangram».
Auf halbem Weg steckengeblieben
Im gesamten Lehrplan 21 kommt der Begriff
«Rassismus» – oder Variationen des Begriffs – an keiner Stelle vor, wie
Madeleine Scherrer und Béatrice Ziegler von der Pädagogischen Hochschule FHNW
festhalten. Auch im Westschweizer Lehrplan PER tauche das Wort «racisme» nicht
auf.
Die Lehrpläne und die Ausbildung liessen
zwar Raum, Rassismus zu thematisieren. Sie erzwingen die Auseinandersetzung mit
dem Thema aber auch nicht, wie Scherrer und Ziegler schreiben. «Insofern bleibt
die Anlage in der Hälfte stecken.»
Laut Eser Davolio gibt es zudem etwa zur
Radikalisierungsproblematik keine oder nur vereinzelte pädagogische Materialien
und Anleitungen – was es für die Lehrer schwer macht, das Thema anzugehen.
Rassismus und Diskriminierung seien in der pädagogischen Landschaft der Schweiz
Randthemen geblieben, schreibt sie.
An de Wurzel bekämpfen
Die Kommission gegen Rassismus sieht jedoch
auch Fortschritte: Die Rassismusprävention gewinne in den Schulen an Bedeutung.
Das sei insbesondere dem Einbezug von Organisationen wie der Fachstelle für
Rassismusbekämpfung und verschiedenen Stiftungen zu verdanken.
Es gebe aber noch viel zu tun, hält
EKR-Präsidentin Martine Brunschwig Graf fest. Ziel sei, dass kein Schüler am
Ende der Schulzeit sagt, dass das Thema Rassismus in all den Jahren nie zur
Sprache gekommen sei. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste die Reflexion über
die Rassismusbekämpfung Teil der Grundausbildung der künftigen Lehrer sein,
fordert Graf.
Denn Rassismusbekämpfung sei in den Schulen
heute nötiger denn je. Würden Kinder und Jugendliche aufgefordert, sich mit
ihren eigenen Klischees und den möglicherweise rassistischen Verhaltensweisen
auseinanderzusetzen, könnten Rassismus und Antisemitismus an der Wurzel
bekämpft werden, schreibt die Kommission.
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