Hochstimmung im Lager der «Starken Schule
Baselland»: Am CVP-Parteitag vom Dienstag haben die Baselbieter
Christdemokraten gegen den Willen von Parteivorstand und Landratsfraktion die
Ja-Parole zur Beibehaltung von Einzelfächern gefasst. Zudem veröffentlichte am
Mittwoch die Baselbieter Bildungsdirektion die Ergebnisse einer breit
angelegten Umfrage, in
der sich grosse Mehrheiten der teilnehmenden Primar- und Sekundarschullehrer
gegen die Einführung von Sammelfächern und den kompetenzorientierten Lehrplan
21 aussprechen.
Schulreformgegner starten Grossangriff gegen Lehrplan 21, bzBasel, 21.4. von Bojan Stula
Zwar betont Starke-Schule-Geschäftsführerin
Saskia Olsson, dass es reiner Zufall sei, dass ausgerechnet am Tag nach der
Publikation der Studienergebnisse die Schulreformgegner ihren Abstimmungskampf
im Hinblick auf den 5. Juni eröffnen – was nicht einmal Vorkämpfer Jürg
Wiedemann so richtig zu glauben scheint. Aber dass die in der Studie erhobene
breite Skepsis der Lehrerschaft für die Starke Schule zum bestmöglichen
Zeitpunkt kommt, muss nicht weiter betont werden.
Mit einer für kantonale Verhältnisse
gewaltigen Materialschlacht steigt das Komitee in die heisse Phase: 1000
Plakate und 40'000 Flyer hat es drucken lassen, um die Baselbieter
Stimmbevölkerung am 5. Juni zu «3 x Ja» zu den Bildungsvorlagen zu
bewegen. Die Gelder stammen aus der von zahlreichen Schulreformskeptikern
offensichtlich gut alimentierten Kriegskasse. Auf «50:50» stuft der Birsfelder
Landrat und Sekundarlehrer Wiedemann die Erfolgsaussichten für die Ausbremsung
von Sammelfächern und Lehrplan 21 ein.
Bei der Vorlage für den Erhalt der
Kaufmännischen Vorbereitungsschule KVS rechnet er sogar mit einer klaren
Annahme. KVS-Schulleiter Peter Engel teilt diesen Optimismus. Nicht nur
deshalb, weil der Landrat die KVS-Abschaffung schon einmal verhindert hat,
sondern auch, weil er seiner Schule eine fast 100-prozentige Erfolgsquote im
Finden von Anschlusslösungen für schulisch Schwächere zugute hält. Das sei
letztlich auf die hohe Akzeptanz der Schule bei den regionalen
Ausbildungsbetrieben zurückzuführen.
Lehrer ungenügend ausgebildet
Doch die KVS-Vorlage «Bildungsqualität auch
für schulisch Schwächere» wird in diesem Abstimmungskampf bloss eine Nebenrolle
spielen. Wirklich wegweisend für die künftige Bildungsdiskussion in der Region
sind die anderen beiden Vorlagen für den «Verzicht auf kostentreibende
Sammelfächer» und die Änderung des Bildungsgesetzes bezüglich der Einführung
des Lehrplans 21. Wobei Jürg Wiedemann gleich wieder auf das «vernichtende
Urteil» der Baselbieter Lehrpersonen verweist, das aus der jüngsten Umfrage der
Bildungsdirektion hervorgeht.
Im Schnitt 70 Prozent der befragten Lehrer
wollen lieber weiter die Einzelfächer Biologie, Chemie, Physik (statt des
Sammelfachs «Natur und Technik»), Geschichte und Geografie (statt «Räume,
Zeiten Gesellschaft») sowie Wirtschaftskunde und Hauswirtschaft (statt
«Wirtschaft, Arbeit, Haushalt») unterrichten. 60 Prozent der befragten
Sekundarlehrer lehnen den Lehrplan 21 ab. Durch diese Umfrageergebnisse sieht
sich die Starke Schule in ihrem Credo bestätigt, dass die Einführung von
Sammelfächern zu einem Qualitätsabbau und einer Verteuerung im Unterricht
führen würde, weil die hierfür benötigten Lehrkräfte zuerst aus- oder
weitergebildet sowie teure spezifische Lehrmittel angeschafft werden müssen.
Vehement widerspricht Wiedemann dem
Einwand, dass es ein schwaches Argument sei, sich so stark auf die Meinung der
ohnehin reformmüden Lehrerschaft abzustützen. Vielmehr sei die Lehrerskepsis
ernst zu nehmender Ausdruck der «extrem vielen gescheiterten
Schulreformprojekte» der vergangenen Jahre, die stets ohne Pilotphase und
entsprechende Studienbegleitung auf die Schnelle durchgedrückt worden seien.
«Das ist es, was mich wirklich stört», sagt Wiedemann.
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