Die Händedruckstory von
Therwil handelt von einem kleinen Kulturschock. Für uns ist es doch keine
Frage, ob Schüler der Lehrerin die Hand geben sollen. Das steht in keinem Gesetz.
Wir nennen das Anstand.
Schüler gewinnen gegen Lehrer, Basler Zeitung, 9.4. von Helmut Hubacher
Dass
die Lehrerschaft perplex war und hilflos auf die Verweigerung reagierte, kann
ich gut nachvollziehen. Das wäre den meisten gleich ergangen. Flüchtlinge aus
Syrien bringen unbekannte Lebensgewohnheiten mit in die Schweiz. Umgekehrt ist
unsere Art zu leben für sie genauso fremd. Deshalb gestaltet sich das
Zusammenleben schwieriger als mit unseren Nachbarn in Italien.
Die
Familie der zwei Buben ist aus Syrien in die Schweiz geflüchtet. Aus der Hölle
des Bürgerkriegselends in das friedliche Land. Es muss ihr wie das Paradies
vorkommen. Entsprechend dankbar wird die Familie sein. Ich stelle mir das
wenigstens vor.
Wieso
um Himmels willen brüskieren denn die zwei 14- und 15-Jährigen ihre Lehrerin?
Der Vater will es so. Weil für ihn als Muslim die Frau minderwertig ist. Das
erleben die beiden wohl daheim täglich live.
Deshalb
ist es falsch, was ihnen die Schulleitung erlaubt: «Wir haben die
Diskriminierung der Lehrerin beendet. Indem die beiden Buben fortan auch dem
Lehrer nicht mehr die Hand geben müssen.» Diese «Lösung» nennt sich Kompromiss.
Damit werde der Unterricht «reibungslos» fortgesetzt, erfahren wir. Das ist
aber kein Kompromiss, da wurde einfach nachgegeben. Die Buben haben gewonnen.
Leider.
Die
neue Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind hat den Kompromiss
akzeptiert. Allerdings nicht als dauerhafte Lösung. Was heisst das? «Wir sind
dran», erklärt sie, das zu klären. Mit einem Gutachten. Gesucht wird eine
Regelung für alle Schulen.
Das
Gutachten kann sich Frau Gschwind ersparen. Ein Telefon nach Schaffhausen
genügt. Dort ist ihr Parteikollege Christian Amsler, Vorsteher des
Erziehungsdepartements. Für ihn ist der Fall klar: «Es ist inakzeptabel, den Händedruck
zu verweigern. Aus meiner Sicht gibt es keinen Verhandlungsspielraum.» So ist
es.
Für
das erwähnte Gutachten genügen drei Worte: «Das geht nicht.» Gelegentlich
müssten sich Exekutivmitglieder daran erinnern, weshalb sie gewählt worden
sind. Nämlich um zu regieren. Um relativ einfache Fragen zu entscheiden. Dazu
gehört der Händedruck.
Woher
auch immer Flüchtlinge aufgenommen werden, an minimale Gewohnheiten unserer
Gesellschaft sollen sie herangeführt werden und an diese Gewohnheiten haben sie
sich zu halten. Wir benötigen weder Gutachten noch Gerichtsentscheide, ob man
sich die Hand geben oder nicht geben muss. Das ist einfach so.
Sollte
das nicht mehr normal, also bestritten sein, wäre das Klima unserer Zivilgesellschaft,
wäre das Zusammenleben schwer gestört. Und wäre die Integration gescheitert.
Sicher
wird mit den Eltern der Buben geredet. Hoffentlich Klartext. Sollten sie stur
bleiben, was nicht auszuschliessen ist, wären Massnahmen in Erwägung zu
ziehen. Etwa Kürzung der Sozialleistungen, Drohung, sie gefährden ihren
Aufenthalt. In der Hoffnung, sie kämen zur Vernunft.
Justizministerin
Simonetta Sommaruga hat sich eingemischt: «Das geht nicht.» Wehret den
Anfängen. In den Schulen wird einander die Hand gegeben. Basta. Das hätte ich
gerne aus Liestal gehört.
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