19. August 2015

Eltern gegen den Lehrplan 21

Im Kanton Bern beginnen die Orientierungen der Schulleiter und der Lehrkräfte zum Lehrplan 21. Die Gruppierung "Starke Volksschule Bern" verteilt folgenden Flyer und versucht damit, einen "breiten öffentlichen Dialog mit allen Beteiligten und eine ehrliche Diskussion über die Auswirkungen dieser Bildungsreform" zu erreichen.


Wir Eltern haben JA gesagt
• zu vereinfachter Mobilität bei Schulwechsel zwischen den Kantonen
• zur gleichen Dauer der obligatorischen Schule,
• zur gleichen Dauer der Bildungsstufen,
• zu gleichen Übergängen im Bildungssystem
• zur gegenseitigen Anerkennung von Abschlüssen
• zum gleichzeitigen Fremdsprachenunterricht

Starke Volksschule Bern, August 2015 


Wir haben nicht JA gesagt
• zu Outputorientierung, Normierung und Standardisierung

Wir haben nicht JA gesagt zu
• Kompetenzorientierung und Kompetenzrastern

Wir haben nicht JA gesagt zu
• Testbatterien und regelmässigen Vergleichstesten

Wir haben nicht JA gesagt zu
• Frühfranzösisch und einer neuen Fremdsprachendidaktik

Wir haben nicht JA gesagt
• zur psychometrischen Vermessung unserer Kinder

Wir haben nicht JA gesagt
• zur Degradierung der Lehrkräfte als Lerncoaches und Lernbegleiter
• zum Paradigmenwechsel auf einen konstruktivistischen Unterricht
• zu zwangsweise selbstgesteuerten Lernen

Wir haben nicht JA gesagt
• Zu den horrenden Kosten ohne pädagogischen Mehrwert

Für uns Eltern ist dieser Lehrplan
• ein klassisches Top-Down-Projekt der Bildungsbürokratie,
• in einem hermetisch abgeschirmten Entwicklungslabor mit gut hundert Eingeweihten entwickelt worden und soll nun ohne Mitsprache der eigentlich Betroffenen (Lehrkräfte, Eltern und Schülerinnen) implantiert werden.

Fragen, die wir uns stellen und die Sie sich auch stellen sollten:

1. Wie erklärt sich folgender Widerspruch?
Regierungsrat Pulver, Mitglied des Leitungsgremiums für die Ausarbeitung des Lehrplans 21 sagt: „Für die Lehrkräfte wird sich gar nicht viel ändern!“ Professor Kurt Reusser, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats für die Ausarbeitung des Lehrplans 21 meint dagegen: „Wir sehen die Einführung von kompetenzgestützten Bildungsstandards (siehe LP 21) und die damit einhergehende „Änderung der Steuerungsphilosophie im Bildungswesen (Originalzitat von HarmoS) als „massiven Paradigmenwechsel im Bildungswesen“ (Oelkers & Reusser, 2008, S. 514).

2. Wird die herkömmliche Notengebung und Beurteilung der Lehrkräfte zugunsten eines zentralisierten testbasierten Bildungsmonitorings aufgehoben?

3. Wann werden wir die ersten Kompetenzraster sehen?

4. Wie viel kostet die landesweite Entwicklung der Kompetenzraster und die Bereitstellung der entsprechenden Tests?

5. Woher kommt das Geld für diese Ausgaben? Werden diese wieder mit der Erhöhung der Klassendurchschnitte herausgepresst?

6. Was sagen die Lehrkräfte zu folgenden Aussagen des Change-Management-Beauftragten Markus Mendelin (Präsident Volksschulgemeinde-Amriswil-Hefenhofen-Sommeri): • Das «Schön-Wetter-Gerede» unterbinden (Alles ist doch bestens...) (Folie 14) • Wege, um den Leidensdruck zu erhöhen: Ziele so anspruchsvoll setzen, dass sie mit bisherigem Verhalten nicht mehr erreicht werden können (Folie 14) • Konfrontation von Vorgesetzten, die den Wandel blockieren: Nichts ist hinderlicher als ein Vorgesetzter mit der falschen Einstellung (Folie 21) • Zynikern und selbstgefälligen Widerständlern keine Bühne bieten (Folie 22) • Es braucht gegebenenfalls Personalveränderungen: Manchmal ist der einzige Weg eine Kultur zu verändern, ein personeller Wechsel (Folie 25)

7. Gibt uns die Erziehungsdirektion das Wort, dass die Tests nicht in ein zukünftiges Ranking münden und die Ergebnisse nicht verö­ entlicht werden?

8. Was sagt Herr Pulver zu dem Fakt, dass die Hattie-Studie genau die Faktoren (Lehrkraft als zentrale Gelingensbedingung, geführter Unterricht) als wirksam beschreibt, welche im neuen Lehrplan zurückgedrängt werden sollen?

9. Was sagt Herr Pulver zu dem Fakt, dass die Hattie-Studie genau die Faktoren (selbstgesteuerter Unterricht, Konstruktivismus) als wenig wirksam beschreibt, die im Lehrplan 21 eine zentrale Bedeutung erhalten?


10. Darf ein Französischlehrer heute trotz der neuen Franzözischdidaktik Grammatik üben, den Wortschatz der SchülerInnen mit eigenen Lehrmitteln erweitern und Wörtlitests machen?

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