Der Baselbieter Bildungsrat wittert offenbar Gefahr, den von
Bildungsdirektor Urs Wüthrich eingeschlagenen Harmos- und Lehrplan-21-Weg nicht
mehr weiter beschreiten zu können. Diese Gefahr geht von zwei vordergründig
harmlos klingenden parlamentarischen Initiativen aus. Sie verlangen, dass der
Landrat erstens die Einführung des Lehrplans 21 bestimmen kann. Die zweite
Initiative richtet sich gegen die Einführung von Sammelfächern (beispielsweise
die Zusammenlegung von Biologie-, Chemie- und Physikunterricht). Würden die
Initiativen angenommen, wäre der Bildungsrat in seiner Kompetenz beschnitten,
Stundentafel und Lehrpläne autonom bestimmen zu können.
Bildungsrat droht Einflussverlust, Basler Zeitung, 12.3. von Daniel Wahl
Nun
hat sich der Bildungsrat zu dem durchgerungen, was er sonst nicht tut: Gestern
hat er seine Stellungnahmen zuhanden der Regierung öffentlich gemacht und beide
parlamentarischen Initiativen zur Ablehnung empfohlen. Für den Erlass der
Lehrpläne sei er zuständig, die Kindergärten und Primarschulen bräuchten nun
Planungssicherheit, argumentiert der Bildungsrat.
Konflikt
um Zuständigkeit
Die
Mehrheit der Bildungskommission findet hingegen, dass der Lehrplan 21 die
Baselbieter Schulen einschneidend und verändernd beeinflusse, sodass der
Landrat zuständig für die Einführung des Werks sei. Ein neuer Gesetzespassus
soll Streitigkeiten in der Frage der Zuständigkeit ein für alle Mal klären.
Eine Einführung des Lehrplans 21 dürfte es im Parlament derzeit schwer
haben, während er vom Bildungsrat, der von Urs Wüthrich präsidiert und
verwaltet wird, durchgewunken wurde.
Eine
Auswirkung auf die Stundentafel hätte auch eine Annahme der Initiative gegen
die Aufhebung von Sammelfächern. Hier befürchten die Initianten, dass die
Zusammenführung von Bio, Chemie und Physik zum Sammelfach Natur und Technik und
Geographie und Geschichte zum Sammelfach «Räume Zeiten, Gesellschaften» nicht
mehr kompatibel zu Studiengängen an der Universität ist. Zudem müssten Lehrer,
um sachgerecht und vertieft unterrichten zu können, gleich mehrere Studiengänge
belegen. Das sieht der Bildungsrat naturgemäss anders: «Die Sammelfächer können
auch weiterhin, wenn nötig, von Lehrern mit Lehrbefähigung in Einzelfächern
unterrichtet werden.»
Ferner
hat sich gestern Nachmittag auch die Konferenz der Präsidentinnen und
Präsidenten der Basellandschaftlichen Schulräte zu den Sammelfächern geäussert.
«Eine Festschreibung von Fächern im Bildungsgesetz steigert die Unsicherheit
und Unruhe in den Sekundarschulen. Sie erschwert die für die Wirtschaft
wichtigen vergleichbaren Schulzeugnisse, schafft voraussichtlich
Bildungsdifferenzen zu unseren Nachbarkantonen.»
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen