Die Debatte wurde von Westschweizer Medien beobachtet, Bild: Regina Kuehne
Französisch in Nidwalden soll bleiben, Neue Luzerner Zeitung, 22.10.
Der Regierungsrat hatte sich für die Initiative
ausgesprochen. Zu deren Umsetzung schlug er vor, dass der Französischunterricht
ab der fünften Klasse aufgehoben werden solle, aber Englisch ab der dritten
Klasse beibehalten werde. Bildungsdirektor Res Schmid begründete dies im Rat
damit, dass Nidwalden mit dieser Lösung im Bildungssystem einigermassen
kongruent bleiben könne.
In Nidwalden werden die Kinder seit dem Schuljahr
1996/97 ab der fünften Klasse in Französisch unterrichtet. 2005/06 kam Englisch
ab der dritten Klasse hinzu.
Kein Verständnis in der Romandie
Der Regierungsrat schlug vor, dass Englisch ab der
3. Klasse weitergeführt werden und der Französischunterricht auf die Oberstufe
verschoben werden solle. Er löste damit in der Romandie Irritationen und eine
Debatte über den nationalen Zusammenhalt aus.
Dies färbte sich am Mittwoch auch auf die Sitzung
des Landrats ab. Im engen, getäferten Ratssaal fanden sich ausnahmsweise
zahlreiche Zuschauer ein. Auch Medienschaffende aus der Romandie verfolgten die
Session vor Ort.
Mehrere Redner liessen es sich deshalb nicht
nehmen, ein französisch gehaltenes Grusswort an die "compatriotes"
auszusprechen. Viele befleissigten sich des Hochdeutschen und verzichteten auf
den sonst im Ratsbetrieb üblichen Nidwaldner Dialekt.
Bildungsdirektor Res Schmid bekräftigte auf Französisch,
dass es ihm nicht um eine Schwächung des Französischunterrichtes gehe. Er
führte dann deutsch aus, dass die Schüler keine Defizite in Französisch hätten,
wenn sie es erst in der 7. bis 9. Klasse lernen würden.
Für den SVP-Bildungsdirektor ist es aber wie für
seine Partei klar, dass sich das heutige Sprachenmodell 3/5 nicht bewährt habe.
Die pädagogischen Ziele mit dem frühen Sprachenunterricht hätten nicht erreicht
werden können, erklärte er.
Mehr Technik statt Sprachen
Die Primarschule sei zu sprachenlastig, kritisierte
Christan Landolt (SVP). Die Grundlagenfächer Deutsch und Mathematik kämen zu
kurz. Armin Odermatt (SVP) fragte rhetorisch, ob es das Ziel der Bildung sein
könne, dass jeder drei Sprachen beherrsche, aber niemand mehr einen Wasserhahn
flicken könne.
Angeführt wurde von Seiten der Initianten ferner,
dass viele Kinder mit dem Fremdsprachenlernen überfordert seien. Die Freude an
den Fremdsprachen könne so nicht geweckt werden.
Nicht gelten lassen wollte die SVP den Vorwurf, sie
würden mit ihrer Initiative den nationalen Zusammenhalt gefährden. Für diesen
wäre statt ein früher Französischunterricht ein guter Geschichtsunterricht
wichtiger, sagte Landolt.
Der falsche Zeitpunkt
Die Gegner der Initiative führten sowohl
pädagogische wie auch staatspolitische Argumente an. Ausschlaggebend für das
Nein waren aber Bedenken, dass sich Nidwalden bildungspolitisch isolieren
könnte und später seinen Entscheid wieder korrigieren müsste.
Therese Rotzer (CVP) ging mit den Initianten so
weit einig, dass der Fremdsprachenunterricht Verbesserungen benötige. Nidwalden
dürfe aber nicht mit einer eigenen Lösung vorpreschen, sagte sie. Sie sei
deshalb zum heutigen Zeitpunkt gegen die Initiative.
Die Initiativgegner forderten deshalb, dass
Nidwalden auf einen Alleingang verzichte und sich stattdessen mit den anderen
Kantonen, vor allem mit denen der Zentralschweiz, koordiniere. Geklärt werden
muss demnach nicht nur die Zahl der Fremdsprachenfächer in der Primarschule,
sondern auch, ob eine Landessprache dazugehören soll.
Susi Ettlin (Grüne/SP) sagte zu diesem Thema, eine
zweite Landessprache gehöre in die Primarschule. Englisch sei allgegenwärtig
und müsse nicht speziell gefördert werden.
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