Die SP spricht sich deutlich für den Lehrplan
21 aus. Allerdings sei klar, dass dessen Umsetzung auch etwas koste. Der
Unterricht in einer zweiten Landessprache soll notfalls in der Verfassung
verankert werden.
Aebischer: Hinter der Kritik am Lehrplan 21 stehen "viel Unwissen und eine romantische Verklärung der Vergangenheit", Bild: NZZ
Plädoyer der SP für Lehrplan 21, NZZ, 6.8.
Pünktlich zum neuen Schuljahr, welches in vielen Kantonen nächste Woche
anfängt, präsentierte die SP am Dienstag ihre politischen Forderungen für die
Volksschule. Der Lehrplan 21 sei ein «Meilenstein» für die Harmonisierung der
Schweizer Volksschule, sagte der Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer vor
den Medien in Bern. Zwar sei dieser stellenweise noch überladen, doch die
grundsätzliche Stossrichtung des Lehrplans mit der vielkritisierten
Kompetenzorientierung sei richtig. Damit werde die Harmonisierung umgesetzt,
welche das Volk mit dem neuen Bildungsartikel deutlich gutgeheissen habe.
«Verklärte Vergangenheit»
Es sei
fahrlässig, wenn diverse Kantone und bürgerliche Politiker den Lehrplan 21
ausgerechnet jetzt - «in der Phase des letzten Schliffs» - torpedierten, so
Aebischer weiter. Dahinter steckten viel Unwissen und eine «romantische
Verklärung der Vergangenheit». Der Lehrplan gebe nur die Grundsätze vor, die
Umsetzung obliege nach wie vor den einzelnen Lehrpersonen.
Die Partei
kritisiert auch die Sparbemühungen diverser Kantone im Bildungsbereich. Diese
seien umso fragwürdiger, als für die Umsetzung des Lehrplans 21 eher mehr
Ressourcen benötigt würden, so Aebischer, der auch die nationalrätliche
Bildungskommission präsidiert. Die Harmonisierung drohe damit an der Kürzung
der Bildungsbudgets zu scheitern. Gerade jetzt sei es entscheidend, dass die
kantonalen Bildungsämter genügend Geld zur Verfügung hätten, um die
bevorstehende Umstellung des Lehrplans zu gewährleisten. Besonders gefährlich
sei diese Entwicklung im Hinblick auf den Fremdsprachenunterricht.
Nationaler Zusammenhalt
Für den
Zusammenhalt des Landes sei es nämlich unabdingbar, dass in der obligatorischen
Schulzeit eine zweite Landessprache gelernt würde - idealerweise schon in der
Primarschule. In mehreren Kantonen seien Bestrebungen im Gang, nur noch eine
Fremdsprache zu unterrichten. Der Aargau kenne bereits heute nur noch ein
«Pseudo-Obligatorium», eine zweite Landessprache zu unterrichten.
Die SP werde
«bis zum Schluss dafür kämpfen», dass die Schüler in jedem Kanton in einer
zweiten Landessprache unterrichtet würden. Falls nötig, müsse dafür das
Sprachengesetz oder gar die Verfassung geändert werden. Die Partei kann dabei
auf die Unterstützung ihres Bundesrates Alain Berset zählen; er hatte sich
bereits in diese Richtung geäussert. Auf alle Fälle werde man nicht zulassen,
dass weitere Kantone vorpreschten, den Unterricht der zweiten Landessprache
faktisch abzuschaffen.
Doch nicht nur beim Fremdsprachenunterricht seien die Sparprogramme der
Kantone im Bildungsbereich gefährlich. Die Reduktion von Klassengrössen und
Stipendien sowie die zunehmende Privatisierung von Bildung nehme man nicht hin,
sagte SP-Vizepräsident und Luzerner Kantonsrat David Roth. Die Bildung, «unser
einziger Rohstoff, ja das Fundament der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Zukunft der Schweiz», sei zunehmend bedroht. Gespart werde nicht nur bei
Lehrerlöhnen und Lektionenzahl, sondern häufig auch auf Kosten der schwächsten
Schülerinnen und Schüler. Den Preis dafür zahle die ganze Gesellschaft später
via Arbeitslosenversicherung, IV oder Sozialhilfe.
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