Leserbrief, NZZ, 30.7. von Elsbeth Schaffner
Die Nachteile des «individualisierten» oder «selbstgesteuerten» Lernens sind offensichtlich: Immer mehr Kinder haben, beispielsweise nach der ersten Klasse, die Plus- und Minusrechnung im Zahlenraum bis 10 nicht automatisiert. Wichtige Grundlagen wie das kleine Einmaleins werden nicht systematisch gefestigt. Die Kinder sind auf sich gestellt, was dazu führt, dass sie überall dort, wo ihnen etwas nicht auf Anhieb von alleine gelingt, entmutigt ausweichen. Lese- und Rechtschreibeprobleme sind die Folge. Die fehlenden Grundlagen sind dann die Ursache für die Schwierigkeiten, die in den späteren Schuljahren auftauchen. Was den Kindern fehlt, ist die vertrauensvolle Beziehung zum Lehrer. Es braucht die Lehrerpersönlichkeit, die den Schülern den Schulstoff im Klassenunterricht vermittelt. Es braucht den fachlich sowie didaktisch sauber aufgebauten Unterricht, in dem die Schüler dem Alter entsprechend und schrittweise angeleitet werden. Dies wird auch in der Hattie-Studie bestätigt.
Die Volksschule hat bis heute die Erziehung und Bildung zum mündigen Bürger zum Ziel. Lernen ist nicht Selbstzweck, sondern dient letztlich dazu, später selbständig und verantwortungsbewusst seinen Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Warum also nicht einfach wieder anknüpfen an die traditionelle Lehrerausbildung auf der Grundlage des humanistischen Bildungsverständnisses?
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