Weniger Lehrer - mehr Ruhe: Kanton mit Schulversuch zufrieden, Bluewin news, 20.6.
Für 60 Klassen aus fünf
Schulhäusern im Kanton Zürich ist seit vergangenem August vieles anders: Die
Kinder werden nur noch von zwei, maximal drei Lehrpersonen, unterrichtet, nicht
mehr von bis zu sechs Lehrern und Fachleuten wie bis anhin.
Die Integrative Förderung
(IF) für lernschwache und verhaltensauffällige Schüler findet in der
Regelklasse statt und nicht mehr ausserhalb, das gleiche gilt für Deutsch als
Zweitsprache. Zur Entlastung stehen die Lehrerinnen dafür häufig zu zweit vor
der Klasse und teilen sich die Aufgaben.
Mehr Zeit für den
Unterricht
Die Schulen seien gut
gestartet, sagte Aeppli am Freitag vor den Medien. Die Organisation habe sich
vereinfacht, die Lehrerinnen und Lehrer müssten weniger Absprachen treffen und
hätten mehr Zeit für den Unterricht. "Die Klassen kommen mehr zur
Ruhe", sagte sie.
Auch für die Eltern habe
das neue Modell Vorteile: Sie wüssten nun wieder genau, wer für ihr Kind
zuständig sei.
Ob sich der Versuch auch
positiv auf den Lernerfolg auswirkt, kann noch nicht gesagt werden. Dies wird
das Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Zürich nach Abschluss
des Versuchs analysieren. Dies wird 2018/2019 der Fall sein.
Grosser Aufwand für die
Schulen
Obwohl das erste Fazit vom
Schulbetrieb her positiv ausfällt: So weit wie vorgesehen ist die
Bildungsdirektion noch nicht, denn es machen längst nicht so viele Schulen mit
wie erhofft. Angestrebt wird eigentlich die Teilnahme von 200 bis 350 Klassen.
Nach den Sommerferien werden es aber erst rund 110 Klassen sein.
Hauptgrund für die
Zurückhaltung dürfte der Aufwand sein, den der Versuch am Anfang in den
Schulhäusern verursacht. "Das ganze Team musste umstrukturiert
werden", sagte Cornelia Battaglia, Schulleiterin des Schulhauses Guldisloo
in Wetzikon, das am Versuch teilnimmt.
Es hätten Zweier-Teams
gebildet werden müssen, die gut miteinander harmonierten. Das habe nicht immer
auf Anhieb funktioniert und manchmal Korrekturen erfordert. Um die Lehrerzahl
im Schulhaus zu reduzieren, ist es zudem nötig, Kleinstpensen zusammenzulegen.
Lehrerinnen, die nicht mehr
Lektionen übernehmen können oder wollen, müssen das Versuchs-Schulhaus
verlassen. In Wetzikon kam es deshalb zu mehreren Abgängen.
Neues Berufsbild für die
Heilpädagogen
Für die Heilpädagoginnen
ändern sich mit dem Schulversuch gar die Aufgaben: Weil die Klassenlehrer
wieder fast alles selber machen, arbeiten sie nicht mehr direkt mit den
Kindern, sondern stehen den Lehrern ausschliesslich beratend zur Seite.
Als Abwertung will Aeppli
dieses neue Rollenverständnis nicht verstanden wissen. Es sei aber eine
Herausforderung, das heilpädagogische Wissen über die Lehrer in die Klasse
einfliessen zu lassen, sagte sie. Ob dies gelingt, wird die Versuchs-Auswertung
durch die Uni Zürich zeigen.
Würde die Lehrer-Begrenzung
irgendwann flächendeckend eingeführt, müsste wohl die Ausbildung der
Heilpädagogen angepasst werden - und es dürfte wahrscheinlich etwas weniger
Stellen für sie geben.
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