In Sachen Harmos und Lehrplan 21 ist die Parteilinie noch ziemlich diffus: Vereinheitlichen so viel wie nötig unter gleichzeitiger Wahrung des Föderalismus. Alles klar? ICT soll ein eigenes Fach werden - doch ab welchem Schuljahr? Integrative Schule mit Augenmass - was meint man damit konkret? Ratlos stehe ich dem Satz gegenüber: "Attraktivität der Lehrberufe durch Wissensvermittlung statt Bildungsbürokratie stärken". Hat jemand das Papier überhaupt durchgelesen, bevor es den Delegierten zur Annahme vorgelegt wurde?
Die FDP glaubt an Qualitätssicherung durch standardisierte Tests - was war da schon wieder mit der Bildungsbürokratie? Immerhin: Eymann und Amsler können durchatmen. So fordernd wie im Titel angekündigt wird's wohl nicht werden. (uk)
Parteipräsident Philipp Müller fordert mehr Wettbewerb mit Privatschulen, Bild: Keystone
FDP gegen Einheitskasse, St. Galler Tagblatt, 28.6.
Unser Ziel: Das beste Bildungssystem der Welt, Angenommen durch die DV der FDP, 28.6.
Die Nein-Parole
zur Volksinitiative für eine öffentliche Krankenkasse beschlossen die
Delegierten mit 232 zu 2 Stimmen.
Zur
Volksinitiative "Schluss mit der MwSt-Diskriminierung des
Gastgewerbes" von GastroSuisse war das Nein weniger deutlich: Die
Delegierten beschlossen die Parole mit 143 gegen 72 Stimmen bei 13
Enthaltungen. Für Essen vom Take-Away gilt heute ein Steuersatz von 2,5
Prozent, für Essen im Restaurant der Normalsatz von 8 Prozent.
In den Augen
von Parteipräsident Philipp Müller würde mit der Umsetzung der Volksinitiative
der bürokratische Aufwand nicht kleiner. "Seit sechs Jahren kämpfen wir in
Bern für einen Einheitssatz von 6 Prozent", sagte er. Es sei besser, das
System insgesamt zu reformieren.
"Bestes
Bildungssystem"
Die FDP will
für die Schweiz das "weltweit beste Bildungssystem". Sie möchte
Wettbewerb und Qualität fördern und dafür sorgen, dass sich individuelle
Leistung lohnt.
Das geht aus
einem Positionspapier hervor, das die Delegierten diskutierten. Schon in der
Volksschule sollen demnach die Kinder lernen, "dass sich in einer freiheitlichen
Gesellschaftsordnung Leistung, Initiative und Risikobereitschaft lohnen".
Zwar habe die
Schweiz eine sehr gute Volksschule, heisst es weiter. Das öffentliche
Bildungssystem sollte sich aber noch vermehrt dem
"Qualitätswettbewerb" mit privaten Bildungsangeboten stellen.
Als
"Pfeiler des Erfolgsmodells Schweiz" sieht die FDP das duale
Bildungssystem mit Berufslehre und Mittelschule. Beim Erlernen einer
Fremdsprache will die Partei die Landessprachen bevorzugen. Das erforderten der
nationale Zusammenhalt und nicht zuletzt der Berufsalltag.
Verteuerung bei
Gesundheitsberufen
Weiter warnen
die Freisinnigen vor einer "Verakademisierung". Immer mehr Berufe
verlangten eine Berufsmaturität oder einen Fachhochschulabschluss, wo früher
ein Lehrabschluss genügte. Diese Entwicklung verteuere zum Beispiel
Gesundheitsberufe und die Kinderbetreuung.
Schliesslich
spricht sich die FDP für eine Stärkung der Hochschulautonomie aus.
Studiengebühren sollten im Ermessen der Hochschulen liegen. Für ausländische
Studierende sollten höhere Studiengebühren verlangt werden können.
Bundesrat
Johann Schneider-Ammann rief zu gemeinsamen Anstrengungen im Kampf gegen den
Fachkräftemangel auf. Weiter wies er in seiner Ansprache darauf hin, dass die
BFI-Botschaft 2017-2020 unter anderem auf eine Stärkung der höheren
Berufsbildung und der MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften
und Technik) ziele.
Wahlkampf
vorbereitet
Im Wahlkampf
für die nationalen Wahlen 2015 will die FDP auf die Werte Freiheit, Gemeinsinn
und Fortschritt setzen, wie Parteipräsident Philipp Müller deutlich machte.
Die
Freisinnigen müssten Themen setzen, aber auch liberale Grundwerte vermitteln.
Er wiederholte das Ziel der FDP, bei den eidgenössischen Wahlen die SP zu
überholen.
Stärker
einbringen müsse sich die FDP im Themenkomplex "Migration und
Sozialpolitik", forderte der Parteichef. Das Thema Migration sei zu lange
der SVP überlassen worden. "Wir wollen die Partei mit den vernünftigen
Lösungen sein."
Respekt für
Volksentscheid
Zur Umsetzung
der Zuwanderungsinitiative sagte Müller in der Sendung
"Samstagsrundschau" von Schweizer Radio SRF1, eine Abnahme der
Immigration hänge von den Kontingenten ab. Die Wirtschaft fordere hohe
Kontingente, das Stimmvolk habe sich aber für einen Tritt aufs Bremspedal entschieden.
Das gelte es zu respektieren und darum müsse die Politik standfest bleiben,
sagte der Aargauer Nationalrat.
Dass der
Bundesrat bereits diesen Herbst mit der Europäischen Union Verhandlungen über
das Freizügigkeitsabkommen aufnehmen will, ist für Müller verständlich. Der
Fahrplan zur Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative sei
"sportlich" und der mit den Verhandlungen verbundene politische
Prozess langwierig.
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