7. März 2020

Integration bedeutet Stigmatisierung

DasExperiment der schulischen Total-Integration ist klar gescheitert. Es rächt sich nun, dass man diese theoretische Konstruktion nicht vorher in Versuchsklassen getestet hat, bevor man die bewährten Schulformen abgeschafft hat. Bei der Diskussion gibt es eine Wahrnehmungsverschiebung zwischen Schulpraktikern und Theoretikern. Während viele Praktiker kaum mehr fördern können, weil sie überfordert werden, behaupten Behörden und Fachhochschulen, eine inklusive Schule sei eine gute Schule. Weil die Zahl der Schüler mit Sonderschulstatus massiv zu- statt abgenommen hat, wie die Reformer angenommen haben, fällt die Rechnung für den Steuerzahler massiv höher aus. Deshalb möchte man mittels «Pauschalressourcierung» den schwarzen Peter den Gemeinden und Schulen zuschieben und auf der Sekundarstufe durchmischte Lerngruppen einführen, weil das in der Primarschule so gut funktioniere. Die höheren Kosten bringen zudem weniger Qualität (siehe Pisa 2019) und den Schülern weniger Bildung und Wohlbefinden. Leidtragende sind vor allem die schwächeren Schüler: Tag für Tag erleben zu müssen, dass man nichts versteht und nicht mitkommt, ist auch eine Form von Stigmatisierung und sicher kein Menschenrecht.
NZZ, 6.3. Leserbrief von Peter Aebersold



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