7. März 2020

Integration: Alte Lösungen taugen nicht für die Zukunft

FrauBourgeois kritisiert im Interview mit Nils Pfändler die schulische Integrationund benennt sie sogar als gescheitert. Sie verweist auch auf die hohen Kosten, die durch die Integration verursacht würden, und meint, dass Bildung zwar etwas kosten darf, «wenn es etwas bringen würde». Hier Antworten dazu: Integration bringt uns Erwachsene, die den Umgang mit Heterogenität gelernt haben. Sie bringt uns einen erfolgreicheren Übergang von der Schule in die Berufswelt für Jugendliche mit Schwierigkeiten. Sie bringt uns Kinder, die mit ihrer Behinderung eine öffentliche Schule an ihrem Wohnort besuchen können und sozial nicht entwurzelt werden. Und ja, sie bringt selbstverständlich auch Herausforderungen: Lehrpersonen, die zeitweise überfordert sind; Heilpädagoginnen, die ihre Arbeit kaum machen können, weil es viel zu wenige davon hat; oder Eltern, die immer noch um die schulische Integration ihrer Kinder kämpfen müssen. Eine Schule für alle hat zum Ziel, eine Gesellschaft zu entwickeln, in der alle Menschen ihren Beitrag leisten dürfen. Jeder Ausschluss aus der Schule ist ein potenzieller Ausschluss aus der Gesellschaft. Unser Bildungssystem ist einmalig und gut. Aber es muss sich immer wieder justieren – das ist schwierig, und trotzdem geht kein Weg daran vorbei. Alte Lösungen sind keine Lösungen für die heutigen Herausforderungen und schon gar nicht für die Zukunft. Yasmine Bourgeois nennt zum Schluss eine Idee, die sorgfältig zu prüfen ist: teilseparierte Gefässe mit hoher Durchlässigkeit. Sie haben sicher Vorteile, aber nicht nur. Im aktuellen System haben alle Akteure eine hoch anspruchsvolle Aufgabe zu erfüllen. Der Weg dazu heisst: Ein professionelles Miteinander bringt mehr als ein Gegeneinander.
NZZ, 6.3. Leserbrief von Barbara Fäh (Rektorin Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich

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