NZZ, 6.3. Leserbrief von René Albertin
7. März 2020
Kleinklassen sind auch integrativ
Der
kurze Rückblick auf die zehn Jahre schulische Integration im Kanton Zürich («Es
gibt keine echte Integration», NZZ 28. 2. 20) zeigt nicht nur die
Schwierigkeiten der Umsetzung, sondern auch die grundsätzlichen Schwachstellen
des Konzepts: fragmentierte Lernprozesse mit grosser Personalfluktuation, hohe
Kosten und viel Unruhe für alle Beteiligten. Integration funktioniert nur dann,
wenn für die Betroffenen auch die Möglichkeit einer echten Teilhabe besteht; an
der sozialen Interaktion, an den Inhalten, an den Lernprozessen, an den
Gruppeninteressen. Wenn man den Schulen die Möglichkeit bietet, Kleinklassenoder teilintegrative Förderformen einzurichten, kann man den verschiedenenBedürfnissen der Schülerinnen und Schüler besser gerecht werden. Kleinklassen
sind mindestens so integrativ wie die aktuellen Formen der Einzelbegleitung.
Das betrifft insbesondere Schülerinnen und Schüler mit Verhaltensproblemen.
Diese sprengen oftmals nicht nur die Möglichkeiten der Lehrkräfte und
schulischen Heilpädagoginnen, sondern bringen auch die Mitschüler und den
Unterricht in arge Nöte. Was Integration wirklich bedeutet, merkt man ohnehin
erst, wenn die Jugendlichen in die Berufswelt einsteigen; und da kann ich
rückblickend aus meinen Erfahrungen als Kleinklassenlehrer nur Positives
berichten.
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