31. Januar 2018

Digitalisierung – haben Papier und Flyer in der Schule ausgesorgt? (Promotion)

In den letzten zehn Jahren haben sich die Klassenzimmer von Lehrbüchern, Notizbüchern, Kugelschreibern und Bleistiften zu elektronischen Medien hin verschoben. In den Hörsälen der Universitäten tippen immer mehr Studenten ihre Notizen direkt in die Laptops ein. Während die Universitäten dort mit Sicherheit eine Vorreiterrolle hatten, gehen vermehrt Schulen diesen Weg. Gerade in den USA ist der digitale Klassenraum bereits Praxis. Hausaufgaben werden in digitalen Ordnern eingetragen anstatt im klassischen Hausaufgaben-Heft. Während die digitalen Helfer wie Computer und Tablets und die Integration dieser in die Unterrichtspläne viele Vorteile haben, bestehen aber immer auch Bedenken. Während elektronische Medien Vorteile bieten, zeigt eine wachsende Zahl von Studien, dass einige Bildungsziele besser mit herkömmlichen Stift- und Papiermethoden erreicht werden können. Anstatt also zu versuchen, das Lernen zu digitalisieren, sollten Lehrer und Administratoren einen Schritt zurücktreten, ihre erwünschten Bildungsergebnisse betrachten und einschätzen, inwieweit digitale Medien oder Papier die Ziele einer bestimmten Lernerfahrung unterstützen.
Papier und digitale Medien sollten sich nicht ausschliessen. Bild: Fourstarzz Media
Digitalisierung – haben Papier und Flyer in der Schule ausgesorgt? Fourstarzz Media LLC, 31.1.

Unterschiede zwischen Flyern und digitalen Medien
Was ist aber der Unterschied zwischen der klassischen Vermittlung der Infos mittels Projektoren, Flyern und anderen Papier-Handouts und der Vermittlung mittels elektronischer Hilfsmittel? Und welchen Einfluss hat dies auf das Lernen?

Ein offensichtlicher Unterschied zwischen Papier und digitalen Medien liegt in der Leichtigkeit des Zugriffs auf externe Materialien. Auf Laptops, die mit dem Internet verbunden sind, haben die Schüler die Möglichkeit online zu gehen. Der schnelle und unbegrenzte Zugang zu Quellen, ergänzenden Informationen und Online-Tutorials ist unermesslich. Dies kann den Schülern helfen, die Lektionen besser zu verstehen und ermöglicht eine breitere Palette von Aktivitäten im Klassenzimmer. Anstatt frontales Unterrichten, bei dem die Kinder zuhören und mitmachen müssen, können Kinder die Informationen selber erlernen. Die Frage der Kontrolle ist jedoch immens wichtig:  Schüler mit Laptops können auch auf E-Mails, soziale Medien, Online-Spiele und andere Quellen der Ablenkung zugreifen. Während sich Studenten theoretisch diesen Ablenkungen widersetzen konnten, haben Studien gezeigt, dass die meisten Schüler große Schwierigkeiten damit haben sich nicht ablenken zu lassen. Diese konkurrierenden Anforderungen an die Aufmerksamkeit können die Informationsverarbeitung der Schüler untergraben (vgl. Atchley & Lane, 2014). Wissen, welches konzentrierte Aufmerksamkeit erfordert, kann daher wahrscheinlich besser mit Papier bedient werden.
Tipp: Flyer drucken für Wissen, welches keine externen Quellen braucht und Digitale Medien einführen, wenn externe Quellen und Recherchen den Lernerfolg fördern und das Wissen vermitteln.

Eine zweite Art, in der sich Laptops und Handschriften unterscheiden, ist die Geschwindigkeit, mit der Informationen aufgezeichnet werden können. Die meisten Menschen können schneller tippen, als sie von Hand schreiben können. Daher bietet die Verwendung von Laptops zum Erstellen von Notizen offensichtliche Effizienzvorteile, da die Schüler einen größeren Prozentsatz des Materials, das in einer Lektion behandelt wird, transkribieren können. Dieser Geschwindigkeitsvorteil führt jedoch dazu, dass Schüler Wörter wortwörtlich transkribieren, was sich auf die Art und Weise auswirken kann, in der Schüler Informationen verarbeiten und kann Konsequenzen für ihr Lernen haben. Zum Beispiel, weil Studenten nicht schnell genug schreiben können, um bei der Verwendung von Papier wörtliche Notizen zu machen, sind sie gezwungen, den Inhalt in ihren eigenen Worten zu verstehen und neu zu formulieren. Dies erfordert, dass die Lernenden tatsächlich über das Material nachdenken, anstatt es nur zu notieren, und indem sie sich intensiver mit dem Material beschäftigen, erfahren die Lernenden effektiveres Lernen und leisten folglich bessere Ergebnisse bei nachfolgenden Prüfungen, insbesondere Prüfungen mit konzeptionellem Verständnis. Mit anderen Worten, während das Schreiben von Notizen auf einem Laptop in der Regel zu einer vollständigeren Aufzeichnung des Inhalts einer Lektion führt, erleichtern handschriftliche Notizen das Lernen und führen oft zu einem tieferen Verständnis des Materials.

Gedruckte Flyer und digitale Medien neigen auch dazu, unterschiedliche Denkweisen über die präsentierten Informationen zu fördern. Schüler, denen Wissen via Papier und Informations-Flyer vermittelt wird, tendieren dazu, über die Inhalte nachzudenken und diese zu reflektieren. Kaufman & Flanagan zeigten in einer Studie, dass im Gegensatz dazu Schüler bei der Verwendung von Computern eher eine abstrakte Denkweise annehmen. Das heisst, sie denken eher darüber nach, warum etwas gemacht wird.

Dies hat gemäss der Studien zur Auswirkung, dass Schüler bei der Verwendung von Papier oder gedruckten Flyern eher versuchen, konkrete Details zu lernen oder zu beantworten. Aufgrund der limitierten Recherchemöglichkeiten werden die Schüler dazu bewegt, sich eigene Gedanken zu machen. Mit Hilfe von Computern können Schüler besser einen breiteren oder allgemeineren Überblick über ein bestimmtes Thema gewinnen. Unterschiedliche Meinungen und Perspektiven sind auf Knopfdruck zugänglich. Darüber hinaus konzentrieren sich die auf unterschiedlichen Abstraktionsstufen denkenden Schüler auf unterschiedliche Merkmale von Texten und erreichen damit unterschiedliche Lernziele. Zum Beispiel hilft beim Korrekturlesen eine konkrete Denkweise, Tippfehler und grammatikalische Fehler auf niedriger Ebene zu identifizieren, während eine abstrakte Denkweise hilft, Fehler im logischen Ablauf oder in der Konsistenz von Argumenten zu erkennen. Viele von uns kennen es – man sieht die Schreibfehler oftmals erst, wenn man etwas bereits ausgedruckt hat.

Es gibt viele weitere interessante Studien, die dieses Phänomen erforscht haben. Letztendlich ist es wichtig zu beachten, dass sowohl Digitalisierung als auch klassische Wissensvermittlung sich nicht ausschliessen müssen und nicht sollten. Die Zusammenarbeit von gedruckten Flyern und Infobroschüren und dem Laptop kann zu optimalen Lernerfolgen führen. 

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