In
den letzten
zehn Jahren haben sich die Klassenzimmer von Lehrbüchern, Notizbüchern,
Kugelschreibern und Bleistiften zu elektronischen Medien hin verschoben. In den
Hörsälen der Universitäten tippen immer mehr Studenten ihre Notizen direkt in
die Laptops ein. Während die Universitäten dort mit Sicherheit eine
Vorreiterrolle hatten, gehen vermehrt Schulen diesen Weg. Gerade in den USA ist
der digitale Klassenraum bereits Praxis. Hausaufgaben werden in digitalen Ordnern
eingetragen anstatt im klassischen Hausaufgaben-Heft. Während die digitalen
Helfer wie Computer und Tablets und die Integration dieser in die
Unterrichtspläne viele Vorteile haben, bestehen aber immer auch Bedenken.
Während elektronische Medien Vorteile bieten, zeigt eine wachsende Zahl von
Studien, dass einige Bildungsziele besser mit herkömmlichen Stift- und
Papiermethoden erreicht werden können. Anstatt also zu versuchen, das Lernen zu
digitalisieren, sollten Lehrer und Administratoren einen Schritt zurücktreten,
ihre erwünschten Bildungsergebnisse betrachten und einschätzen, inwieweit
digitale Medien oder Papier die Ziele einer bestimmten Lernerfahrung
unterstützen.
Papier und digitale Medien sollten sich nicht ausschliessen. Bild: Fourstarzz Media
Papier und digitale Medien sollten sich nicht ausschliessen. Bild: Fourstarzz Media
Digitalisierung – haben Papier und
Flyer in der Schule ausgesorgt? Fourstarzz Media LLC, 31.1.
Unterschiede zwischen Flyern und
digitalen Medien
Was
ist aber der Unterschied zwischen der klassischen Vermittlung der Infos mittels
Projektoren, Flyern und anderen Papier-Handouts und der Vermittlung mittels
elektronischer Hilfsmittel? Und welchen Einfluss hat dies auf das Lernen?
Ein
offensichtlicher Unterschied zwischen Papier und digitalen Medien liegt in der
Leichtigkeit des Zugriffs auf externe Materialien. Auf Laptops, die mit dem Internet
verbunden sind, haben die Schüler die Möglichkeit online zu gehen. Der schnelle
und unbegrenzte Zugang zu Quellen, ergänzenden Informationen und
Online-Tutorials ist unermesslich. Dies kann den Schülern helfen, die Lektionen
besser zu verstehen und ermöglicht eine breitere Palette von Aktivitäten im
Klassenzimmer. Anstatt frontales Unterrichten, bei dem die Kinder zuhören und mitmachen
müssen, können Kinder die Informationen selber erlernen. Die Frage der Kontrolle
ist jedoch immens wichtig: Schüler mit
Laptops können auch auf E-Mails, soziale Medien, Online-Spiele und andere
Quellen der Ablenkung zugreifen. Während sich Studenten theoretisch diesen
Ablenkungen widersetzen konnten, haben Studien gezeigt, dass die meisten Schüler
große Schwierigkeiten damit haben sich nicht ablenken zu lassen. Diese
konkurrierenden Anforderungen an die Aufmerksamkeit können die
Informationsverarbeitung der Schüler untergraben (vgl. Atchley & Lane,
2014). Wissen, welches konzentrierte Aufmerksamkeit erfordert, kann daher
wahrscheinlich besser mit Papier bedient werden.
Tipp:
Flyer drucken für Wissen, welches
keine externen Quellen braucht und Digitale Medien einführen, wenn externe Quellen
und Recherchen den Lernerfolg fördern und das Wissen vermitteln.
Eine
zweite Art, in der sich Laptops und Handschriften unterscheiden, ist die
Geschwindigkeit, mit der Informationen aufgezeichnet werden können. Die meisten
Menschen können schneller tippen, als sie von Hand schreiben können. Daher
bietet die Verwendung von Laptops zum Erstellen von Notizen offensichtliche
Effizienzvorteile, da die Schüler einen größeren Prozentsatz des Materials, das
in einer Lektion behandelt wird, transkribieren können. Dieser
Geschwindigkeitsvorteil führt jedoch dazu, dass Schüler Wörter wortwörtlich
transkribieren, was sich auf die Art und Weise auswirken kann, in der Schüler
Informationen verarbeiten und kann Konsequenzen für ihr Lernen haben. Zum
Beispiel, weil Studenten nicht schnell genug schreiben können, um bei der
Verwendung von Papier wörtliche Notizen zu machen, sind sie gezwungen, den
Inhalt in ihren eigenen Worten zu verstehen und neu zu formulieren. Dies
erfordert, dass die Lernenden tatsächlich über das Material nachdenken, anstatt
es nur zu notieren, und indem sie sich intensiver mit dem Material
beschäftigen, erfahren die Lernenden effektiveres Lernen und leisten folglich
bessere Ergebnisse bei nachfolgenden Prüfungen, insbesondere Prüfungen mit
konzeptionellem Verständnis. Mit anderen Worten, während das Schreiben von
Notizen auf einem Laptop in der Regel zu einer vollständigeren Aufzeichnung des
Inhalts einer Lektion führt, erleichtern handschriftliche Notizen das Lernen
und führen oft zu einem tieferen Verständnis des Materials.
Gedruckte
Flyer und digitale Medien neigen auch dazu, unterschiedliche Denkweisen über
die präsentierten Informationen zu fördern. Schüler, denen Wissen via Papier
und Informations-Flyer vermittelt wird, tendieren dazu, über die Inhalte
nachzudenken und diese zu reflektieren. Kaufman & Flanagan zeigten in einer
Studie, dass im Gegensatz dazu Schüler bei der Verwendung von Computern eher eine
abstrakte Denkweise annehmen. Das heisst, sie denken eher darüber nach, warum
etwas gemacht wird.
Dies
hat gemäss der Studien zur Auswirkung, dass Schüler bei der Verwendung von
Papier oder gedruckten Flyern eher versuchen, konkrete Details zu lernen oder
zu beantworten. Aufgrund der limitierten Recherchemöglichkeiten werden die
Schüler dazu bewegt, sich eigene Gedanken zu machen. Mit Hilfe von Computern
können Schüler besser einen breiteren oder allgemeineren Überblick über ein
bestimmtes Thema gewinnen. Unterschiedliche Meinungen und Perspektiven sind auf
Knopfdruck zugänglich. Darüber hinaus konzentrieren sich die auf
unterschiedlichen Abstraktionsstufen denkenden Schüler auf unterschiedliche
Merkmale von Texten und erreichen damit unterschiedliche Lernziele. Zum
Beispiel hilft beim Korrekturlesen eine konkrete Denkweise, Tippfehler und
grammatikalische Fehler auf niedriger Ebene zu identifizieren, während eine
abstrakte Denkweise hilft, Fehler im logischen Ablauf oder in der Konsistenz von
Argumenten zu erkennen. Viele von uns kennen es – man sieht die Schreibfehler
oftmals erst, wenn man etwas bereits ausgedruckt hat.
Es
gibt viele weitere interessante Studien, die dieses Phänomen erforscht haben.
Letztendlich ist es wichtig zu beachten, dass sowohl Digitalisierung als auch
klassische Wissensvermittlung sich nicht ausschliessen müssen und nicht
sollten. Die Zusammenarbeit von gedruckten Flyern und Infobroschüren und dem
Laptop kann zu optimalen Lernerfolgen führen.
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