NZZ, 6.3. Leserbrief von Peter Schmid
7. März 2020
Integration wird schöngeredet
Dem
Kommentar von Daniel Fritzsche und dem Interview mit Yasmine Bourgeois über die
verfahrene Situation behinderter und verhaltensauffälliger Kinder in der
Regelschule habe ich als ehemaliger Dozent am Heilpädagogischen Seminar Zürich
nichts beizufügen. Der Misserfolg war seit je vorprogrammiert. Aber gegen die
Ideologie einer falsch verstandenen Integration, bei welcher der Weg mit dem
Ziel verwechselt wird, ist ausserordentlich schwer anzukommen. Noch immer wird
dieses integrative Schulkonzept, zum Beispiel von Silvia Pool Maag,
schöngeredet, und ihr Rezept, wenn es nicht funktioniert, heisst: «mehr
desselben». An der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik werden leider
keine Lehrkräfte mehr für Sonderklassenunterricht ausgebildet – es fehlt
dort schlicht das Know-how dafür. Und die Studierenden haben sich grösstenteils
gar nicht erst einmal im Regelklassenunterricht bewähren müssen. Wie sollen sie
auch befähigt sein, den viel anspruchsvolleren Unterricht mit behinderten und
schwierigen Kindern im Klassenverband zu bewältigen? Da ist es eben einfacher,
sich stundenweise mit einzelnen Problemkindern zu befassen, was diese im
Vergleich zu einem heilpädagogisch fundierten Klassenunterricht ganz erheblich
benachteiligt. Den Eltern, die dafür kämpfen, dass ihr behindertes Kind eine
Regelschule besuchen kann, möchte ich empfehlen: Kämpfen Sie dafür, dass ihr
Kind eine gut geführte Sonderklasse oder Sonderschule besuchen kann, in welcher
es eine heilpädagogisch adäquate Förderung und Ausbildung erhält.
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