Marlis
Angehrn war von Beginn ihrer Tätigkeit in der Direktion Schule und Freizeit der
Stadt St.Gallen zum Teil heftiger Kritik ausgesetzt. Das mag erstaunen, denn
die Fachkompetenz der ausgebildeten Primarlehrerin, promovierten Juristin und
langjährigen Exekutivpolitikern wurde von niemandem auch nur leise
angezweifelt.
Die Gräben sind zu tief: Weshalb der Rücktritt der St. Galler Schulamts-Leiterin Marlis Angehrn Respekt verdient, St. Galler Tagblatt, 19.9. von Daniel Wirth
Interview mit Markus Buschor vom 26. Juni 2019
Interview mit Markus Buschor vom 26. Juni 2019
Es gab
aber Lehrerinnen und Lehrer, die behaupteten – ohne beim Namen genannt werden
zu wollen –, Angehrn dulde nicht, wenn man ihr widerspreche. Wer reklamiere
oder einen Entscheid von ihr hinterfrage, werde zitiert und in den Senkel
gestellt. Der kantonale Lehrerverband schrieb von einem «unzimperlichen
Umgang», andere sprachen von einem «Klima der Angst», das Angehrn auslöse.
Diese Kritik kam meist von Lehrkräften, denen die geleitete Schule nicht
passte, die sich zum Teil jahrzehntelang als «Könige im Schulzimmer» verstanden
haben, denen ja niemand etwas vorzuschreiben habe.
Angehrn
schaute genau hin bei ihrer Arbeit. Das war nicht für alle Lehrer angenehm –
vor allem dann nicht, wenn es in seltenen Fällen zu einer Entlassung kam. Dass
das Verwaltungsgericht des Kantons St.Gallen diese Kündigungen Anfang Jahr zum
Teil als ungerechtfertigt bezeichnete, hat abermals Kritik an Angehrn aufkommen
lassen. Sie merkte: Die Gräben sind zu tief, um sie für eine erspriessliche
Zukunft der Schulen aufschütten zu können. Mit einer neuen Leitung geht das.
Darum verdient ihr Rücktritt Respekt.
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