Das Ziel der «lnklusion» führt zu ideologischen Leerläufen, Sonntagszeitung, 12.5. Leserbrief von Johannes Boesch
14. Mai 2019
"Das Kleinklassen-Konzept hat funktioniert"
Ihr
Editorial in der SonntagsZeitung ist hervorragend geschrieben. Es trifft den
Nagel auf den Kopf. Als heute 91-jähriger Sonderklassen-B-Lehrer (Oberstufe) -
und möglicherweise einer der ältesten Heilpädagogen der Schweiz -, habe ich
mich nun- schon fast 40 Jahre hintersonnen, wieso in den 80er -Jahren diese
Betreuungsindustrie samt ideologischem Grundton die gesammelten Erfahrungen
in kurzer Zeit «weggeputzt» haben. Das damalige Kleinklassen-Konzept hat
funktioniert. Die Ressourcen, um die «schwierigen» Schüler zu betreuen, waren
in einem Gleichgewicht in Bezug zu den Herausforderungen, und jeder einzelne
Jugendliche konnte begleitet werden. Begleitung im Sinne von: Die Stärken
eines Menschen fördern, die ihm effektiv eine Zukunft verheissen. Das Ergebnis
lässt sich aus heutiger Sicht mehr als sehen: Viele von meinen Sonderklassen-B-Schülern
sind später zu Unternehmern geworden. Die Erfahrungen mit Kleinklassen für
verhaltensauffällige Schüler habe ich minutiös aufgeschrieben und wäre äusserst
interessiert, dass sie nicht verloren gehen, sondern Personen zukommen, die
dieses Konzept wieder aufnehmen. Es würde mich sehr glücklich machen, wenn zum
Schluss meines Lebens jüngere Personen, die diesen Weg wieder zu beschreiten
versuchen, mit diesen Informationen arbeiten könnten.
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Bei der Forderung nach Kleinklassen ist etwas untergegangen. Die heutigen Heilpädagogen werden am HPS nicht mehr in Sinne der bewährten, erfolgreichen Heilpädagogik ausgebildet sondern einseitig theorielastig. Sie sind deshalb kaum mehr in der Lage, "die Stärken des Kindes zu fördern und die ihm effektiv eine Zukunft zu verheissen", wie Johannes Boesch in seinem Leserbrief schreibt. Ohne eine Änderung bei der Heilpädagogenausbildung können die Kleinklassen, nicht den Erfolg haben, für den sie früher bekannt waren. Diesen Punkt müsste man bei der Forderung nach Kleinklassen immer auch mit aufnehmen.
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