15. Mai 2019

Pöbelschüler ausschliessen


Schüler schwatzen drein, pöbeln und mobben. Kurz: Sie verstossen auf breiter Front gegen Regeln. Jeder fünfte Schüler wird von seinen Lehrern in den Städten Winterthur und Zürich als verhaltensauffällig eingestuft. Das ist das alarmierende Ergebnis einer Umfrage, durchgeführt von Reto Luder, Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Von insgesamt 4300 Schülern sind 950 Schüler Unruhestifter. 
Lang studiert: Kampf gegen Radauschüler, Aargauer Zeitung, 11.5. von Heinz Lang

Im Klartext: In einer Klasse mit 20 Schülern stören 5 systematisch den Unterricht. Das Fatale: Ein einzelner renitenter Schüler vermag mit massiven Störaktionen den Schulbetrieb vollkommen stillzulegen. Das Klassenzimmer wird zum Chaosraum.


In solch einer Deutlichkeit hat noch keine wissenschaftlich fundierte Umfrage die Zustände an Schweizer Schulen aufgezeigt. Stephan Eliez, Direktor des medizinisch-pädagogischen Institutes in Genf, beziffert Kinder mit aggressivem Verhalten auf 15 Prozent. Bislang reagierte die Pädagogik mit Sondersettings auf Kinder mit sozialem und emotionalem Förderbedarf. Fördern statt Strafen hiess das Rezept gegen Störenfriede. Das Klima in den Schulzimmern verschlechtert sich jedoch zusehends. Kein Wunder: Die Schule hat sich in den letzten Jahren immer mehr den Schülern und Eltern angepasst. Soll Schule und Lernen funktionieren, ist jedoch der umgekehrte Schritt notwendig. 

Der Psychotherapeut und Jugendgewalt-Experte Alain Guggenbühl fordert in Interviews, dass sich die Lehrpersonen wieder zu «Oberbandenführern», sprich Leitfiguren, zurückentwickeln müssen. Dass Lehrpersonen immer mehr an Autonomie verloren haben, ist ein Fakt. Das habe auch mit unserem Bildungssystem zu tun, das seit den Neunzigerjahren den Eltern immer mehr Verantwortung übertragen habe, sagt die Erziehungswissenschafterin Margrit Stamm.

Um renitente Schüler besser unter Kontrolle zu bekommen, müsste den Lehrpersonen ein Paket von Massnahmen ohne bürokratische Hürden zur Verfügung gestellt werden. Schulen sollte beispielsweise das Recht eingeräumt werden, Pöbelschüler temporär vom Unterricht und Schulhof auszuschliessen. Ohne Klassenzimmer verlieren die notorischen Störer ihre Bühne. Und das tut weh. Plakativ formuliert hiesse das für Schulen: Zurück an die Macht!

Heinz Lang arbeitete bei diversen Medien in leitenden Funktionen. Heute ist er als Lehrer tätig. Für die «Schweiz am Wochenende» nimmt er wissenschaftliche Meldungen unter die Lupe.


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