24. Oktober 2018

Naive Lehrpersonen

Steve Bass, der Regensdorfer Primarschulbeauftragte für IT, meint: «Die Kinder lernen hier, logisch und exakt zu denken. Diese Fähigkeit hilft ihnen auch in anderen Bereichen, wie in der Mathematik, Sprache oder den Naturwissenschaften.» Leider ist das durch die Lernforschung (ETH-Zürich) hinreichend widerlegt. Das kognitive Lernen in einem Bereich lässt sich nicht auf andere Domänen übertragen, sondern nur auf solche, die gleiche Fähigkeiten verlangen. Während das Herumkommandieren des Schülers mit Augenbinde auf der Seite des kommandierenden Schülers vorausplanendes schrittweises Auflösen einer komplexen Handlung fördert, auf der Seite des (menschlichen, also mitdenkenden) Befehlsempfängers Konzentration und Bewegungskoordination trainiert, lernen die Kinder durch Spielen mit dem vorprogrammierten Roboter nur genau das: Herumdrücken auf Knöpfen, bis sie die Spielanleitung internalisiert haben, und zwar vor allem durch Versuch und Irrtum, nicht durch «logisches Denken». Das Rumspielen mit einem High-Tech-Spielzeug hat rein nichts zu tun mit der Übersetzung analoger Handlungsabläufe in hoch abstrakte Formeln zur Gewinnung von Algorithmen. Das würde man besser mit Sachrechnungen üben, die solche Gedankengänge erfordern. Bis zur Oberstufe gibt es sicher bereits Geräte, denen man mündlich befehlen kann: «Liebes Magix-Täfelchen, schreib mir mal ein Algorithmüsschen, das den Roboter zur Post bringt!» Die IT-Branche sieht das natürlich anders, besonders vor dem Weihnachtsgeschäft. Wie naiv dürfen Lehrpersonen eigentlich sein?

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