26. Juni 2018

Wenig Effizienz im selbstorganisierten Lernen

An der Sekundarschule Müllheim lernen Kinder weitgehend selbstständig in sogenannten Lernlandschaften und werden dabei von Lerncoaches unterstützt. Ob ein derartiges Setting mit hohen Leistungen einhergeht, darf bezweifelt werden. Die Forschung belegt Folgendes: Unterrichtsmethoden, die auf das selbstständige und selbstbestimmte Lernen der Schüler fokussieren, sind weit weniger effektiv als Praktiken, in denen der Lernstoff im Klassenverband systematisch und strukturiert Schritt für Schritt vermittelt wird, sich Instruktions- und Übungsphasen abwechseln und die Lehrpersonen im permanenten Dialog mit den Kindern sicherstellen, dass das Vermittelte verstanden wird. Gerade Letzteres wird in offenen Lernsettings gerne vernachlässigt. Gemäss den Angaben im Artikel dürfte das auch für Müllheim zutreffen: Anstelle eines kontinuierlichen, informellen Austausches zwischen Lehrern und Schülern scheint die Kommunikation stark formalisiert zu sein: So kommuniziert der Klassenlehrer einmal pro Woche schriftlich mit jedem Schüler, alle drei Wochen findet ein mündliches Einzelgespräch statt. Die Kinder müssen zudem einen Computer «beantragen», sich für einen Arbeitsplatz im Gang «bewerben» oder einen Gruppenraum «buchen». Ich bezweifle, dass an dieser Schule die Schülerinnen und Schüler im Zentrum stehen. Macht sich da nicht eher ausufernde Bürokratie breit? 
Ostschweiz am Sonntag, 10.6. Leserbrief von René Walcher

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