An der
Sekundarschule Müllheim lernen Kinder weitgehend selbstständig in sogenannten Lernlandschaften und werden dabei von Lerncoaches unterstützt. Ob ein
derartiges Setting mit hohen Leistungen einhergeht, darf bezweifelt werden. Die
Forschung belegt Folgendes: Unterrichtsmethoden, die auf das selbstständige und
selbstbestimmte Lernen der Schüler fokussieren, sind weit weniger effektiv als
Praktiken, in denen der Lernstoff im Klassenverband systematisch und
strukturiert Schritt für Schritt vermittelt wird, sich Instruktions- und
Übungsphasen abwechseln und die Lehrpersonen im permanenten Dialog mit den
Kindern sicherstellen, dass das Vermittelte verstanden wird. Gerade Letzteres
wird in offenen Lernsettings gerne vernachlässigt. Gemäss den Angaben im
Artikel dürfte das auch für Müllheim zutreffen: Anstelle eines
kontinuierlichen, informellen Austausches zwischen Lehrern und Schülern scheint
die Kommunikation stark formalisiert zu sein: So kommuniziert der Klassenlehrer
einmal pro Woche schriftlich mit jedem Schüler, alle drei Wochen findet ein
mündliches Einzelgespräch statt. Die Kinder müssen zudem einen Computer
«beantragen», sich für einen Arbeitsplatz im Gang «bewerben» oder einen
Gruppenraum «buchen». Ich bezweifle, dass an dieser Schule die Schülerinnen und
Schüler im Zentrum stehen. Macht sich da nicht eher ausufernde Bürokratie breit?
Ostschweiz am Sonntag, 10.6. Leserbrief von René Walcher
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen