26. Juni 2018

Bündner Lehrerlöhne im Vergleich

Die Löhne von Schweizer Lehrpersonen sind im vergangenen Jahr vereinzelt gestiegen. Der Kanton Graubünden, in dem derzeit eine Lohnklage hängig ist, bleibt aber immer noch Schlusslicht.

Lehrer-Löhne klaffen noch weiter auseinander, Südostschweiz, 26.6. von Stefanie Studer


Es sei ein altbekanntes Bild, das sich auch in diesem Jahr zeige, schreibt der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz in seiner gestern veröffentlichten Lohnanalyse 2018. Nachdem bereits die Lohnentwicklung im Zeitraum von 2013 bis 2017 sehr dürftig gewesen sei, gebe es auch in diesem Jahr nur vereinzelte Fortschritte.

Einzig in Schaffhausen, Solothurn und Zürich wird die Lage im Vergleich zum Vorjahr als leicht besser eingeschätzt, wie eine Umfrage unter den kantonalen Verbänden von Lehrpersonen ergab. In vier Kantonen – darunter auch Graubünden – habe sich die Situation sogar zum Schlechteren gewandelt.

Bis zu 25 500 Franken Unterschied
«Nichts hat sich getan», sagt Sandra Locher Benguerel, Präsidentin des Verbandes Lehrpersonen Graubünden (Legr), zur Entwicklung im Kanton. Die Einstiegslöhne seien alle gleich geblieben: Auf der Primarstufe bei 72 000 Franken, auf der Sekundar-stufe 1 bei 88 000 Franken. Am deutlichsten zeige sich der Lohnunterschied im kantonalen Vergleich nach wie vor auf der Kindergartenstufe, wo der Anfangslohn bei 60 000 Franken liege. «Die Bündner Lehrpersonen der Stufe Kindergarten erhalten von allen Lehrpersonen die tiefsten Löhne schweizweit», betont Locher. Und schlimmer noch: «Das Deutschschweizerische Mittel bei den Löhnen der Kindergartenlehrpersonen ist um 1000 Franken angestiegen. Damit wurde der Unterschied sogar noch grösser», meint Locher.

Im Durchschnitt erhält eine Lehrperson in der Deutschschweiz im Einstiegsjahr einen Jahreslohn von 73 196 Franken, wie die neuste Lohndatenerhebung der Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz aufzeigt. Das höchste Salär – und damit fast 25 500 Franken mehr im Jahr als ihre Bündner Kolleginnen – erhält eine Kindergartenlehrperson im Kanton Zürich. Hier wurde der Einstiegslohn von 74 197 auf 85 472 Franken angehoben. Eindrücklich sei auch der Blick in den Nachbarkanton St. Gallen, ergänzt Locher. «Eine Lehrperson, die in Maienfeld unterrichtet, verdient rund 20 000 Franken weniger als eine Lehrperson im benachbarten Bad Ragaz.» Im zweitletzt-platzierten Kanton Appenzell Innerrhoden beträgt der Einstiegslohn 68 463 Franken.

«Anforderungen steigen laufend»
Für die Legr-Präsidentin sind diese Unterschiede unverständlich. «In Graubünden besteht nach wie vor grosser Handlungsbedarf. Und die Anforderungen im Beruf steigen laufend.» Angestrebt wird vom Bündner Lehrerverband ein mittlerer Platz im interkantonalen Vergleich für alle Lehrpersonen.

Dass sich die Löhne in einzelnen Fällen verbesserten, ist laut Locher auch auf die Lohnklagen in einigen Kantone zurückzuführen. In Schaffhausen, Zürich, aber auch in Graubünden wurden wegen der tiefen Löhne der Kindergartenlehrpersonen rechtliche Schritte eingeleitet. «Dadurch ist eine Dynamik entstanden, die einige Kantone dazu bewogen hat, von sich aus zu handeln», so die Legr-Präsidentin.

In Graubünden hatte der Verband im Herbst eine Lohnklage beim Bündner Verwaltungsgericht eingereicht. Dabei soll geklärt werden, ob am Beispiel einzelner Gemeinden bei den Kindergartenlehrpersonen eine Diskriminierung vorliegt. «Die Klage ist noch beim Verwaltungsgericht hängig. Wir rechnen nicht vor Herbst mit einem Urteil», sagt Locher.


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