Sämtliche
Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I brüteten letzten Sommer über
Englischaufgaben. Die 2. Klassen der Real- und Sekundarschulen mussten
englische Texte lesen, verstehen und selber schreiben. Sie unterhielten sich in
Englisch und hatten Grammatikaufgaben zu lösen. Bei insgesamt 1497 Schülerinnenund Schülern im ganzen Kanton wurde nach rund vier Jahren Englischunterrichtgetestet, wie gut sie die Sprache können.
Yes! In Englisch bekommen Bündner Klassen eine Sechs, Südostschweiz, 19.4. von Ursina Straub
Jetzt
liegt das Ergebnis dieser sogenannten Lernstandserhebung vor. Es lautet: Der
Englischunterricht in Graubünden ist erfolgreich. «Ich bin hocherfreut über die
guten Resultate der Bündner Schülerinnen und Schüler», sagt Bildungsminister
Martin Jäger. Ihm sei ein Stein vom Herzen gefallen, als er den Befund der
Erhebung erhalten habe.
Mit
gutem Grund: Mit dieser Bewertung sollte nämlich überprüft werden, ob es ein
guter Entscheid war, Englisch in Graubünden erst als zweite Sprache ab der 5.
Klasse zu unterrichten. Und nicht wie in anderen Kantonen als erste
Fremdsprache ab der 3. Klasse. Bereits vor zehn Jahren hatte der Grosse Rat der
Regierung den Auftrag erteilt, den Erfolg der Englischklassen nach der
Einführung zu überprüfen.
Fremdsprachige sind besser
Nun
wurden also die ersten Klassen bewertet – mit teils erstaunlichen Ergebnissen.
So zeigt der Bericht auf, dass fremdsprachige Schülerinnen und Schüler in allen
Bereichen besser abschlossen. «Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder, die
daheim nicht die Schulsprache sprechen, erreichten also bessere Resultate»,
erklärt Jäger. Damit hätten sich die Bedenken als unbegründet erwiesen, dass
Kinder überfordert seien, wenn sie bereits in der Primarschule eine
Fremdsprache lernten. «Mit der Erhebung ist jetzt empirisch ermittelt worden,
dass Kinder auch mit einer zweiten Fremdsprache nicht überfordert sind», sagt
Jäger.
Schüler übertreffen die Vorgaben
Ein
anderer überraschender Schluss ist, dass einzelne Schülerinnen und Schüler mit
besonderem Förderbedarf die Anforderungen des Englisch-Lehrplans erfüllen oder
sogar übertreffen.
Und
schliesslich zeigt die Studie auf, dass es einerlei ist, ob die Kinder in
grossen Klassen unterrichtet werden oder in kleinen Klassen mit mehreren
Schulstufen sitzen.
Gesamthaft
kommt die Studie zum Schluss, dass die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler
die Vorgaben des Lehrplans erfüllt. «Das ist erfreulich, wenn man bedenkt, dass
in einigen Kantonen mehr Lektionen für den Englischunterricht eingesetzt
werden», heisst es im Bericht.
Kleinere
Unterschiede gibt es aber doch: So wurde deutlich,dass deutschund
romanischsprachige Schülerinnen und Schüler etwa gleich gut sind.
Italienischsprachige Schüler schliessen aber etwas schlechter ab, wenn es darum
geht, einen Text übers Hören zu verstehen. «Das erstaunt wenig», meint dazu
Jäger. «Denn im italienischen Sprachraum ist Englisch weniger präsent.»
Knaben fallen etwas ab
Wenig
erstaunlich ist auch, dass die soziale Herkunft und das Geschlecht einen
Einfluss auf das Schlussresultat haben.Das ist offenbar bereits aus anderen
Studien bekannt. So schlossen Schülerinnen und Schüler besser ab, je
privilegierter sie aufwuchsen. Und Knaben erreichten im Schreiben und in der
Grammatik tendenziell weniger Punkte.
Durchgeführt
wurde die Lernstandserhebung vom Institut für Bildungserhebung der Universität
Zürich. Die Testaufgaben wurden gemeinsam mit Bündner Lehrkräften und Experten
für das Testen von Fremdsprachen entwickelt.
Trotz umstrittenem Lehrmittel
Erstaunlich
am Befund ist nicht zuletzt ein weiterer Aspekt: Das Englischlehrmittel «New
World» ist nämlich seit seiner Einführung vor sechs Jahren bei den
Oberstufenlehrkräften umstritten (Ausgabe vom 7.April). Das Lehrmittel habe
hauptsächlich bei der Einführung für Kritik gesorgt, räumt Jäger ein. «Heute
sind die kritischen Stimmen aber praktisch verstummt.» Zudem würden einige
Lehrpersonen neben dem Lehrmittel «New World» auch weitere Materialien nutzen,
so Jäger.
Die
guten Resultate der Englischschülerinnen und -schüler seien auf den guten
Unterricht zurückzuführen, sagt Jäger. Den Bündner Lehrpersonen stellt er denn
auch ein gutes Zeugnis aus: «Im Durchschnitt haben sie sicher alle eine Sechs
verdient», findet der Bildungsminister.
Abenteuerliche Aussagen von RR Jäger.
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