19. April 2018

Motion fordert Stopp der Mehrsprachigkeitsdidaktik

Mit der Einführung von Passepartout wurde die sogenannte Mehrsprachigkeitsdidaktik, auf der die Lehrmittel „Mille feuilles“, „Clin d’Oeil“ und „New World“ basieren, für obligatorisch erklärt. Die Passepartout-Verantwortlichen verboten alle anderen, bewährten Methoden und Lehrmittel. Die Methodenfreiheit, ein didaktischer und vor allen Lehrpersonen anerkannter Grundsatz unseres Bildungswesens, wurde auf einen Schlag faktisch massiv eingeschränkt.
Systematischer und aufbauender Fremdsprachenunterricht, Motion Regina Werthmüller, Kanton Baselland, 22.3.

Die Mehrsprachendidaktik, für die es keinerlei wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis gibt, „zeichnet“ sich durch folgende drei Hauptmerkmale aus:

· Authentische Texte ohne Alltagswortschatz: Die Mehrsprachigkeitsdidaktik konfrontieren die Schüler/-innen von Anfang an praktisch ausschliesslich mit komplizierten authentischen, al-so im Originalzustand belassenen Texten mit einem alltagsfremden Wortschatz, welcher die sprachlichen Voraussetzungen der Kinder bei Weitem übersteigen. Das pädagogische Grundprinzip, Schulkinder sorgfältig von einfachen zu schwierigen Anforderungen zu führen, wird sträflich missachtet.

· Vergleichende Sprachwissenschaft: Die Mehrsprachigkeitsdidaktik, auf der die Passepartout-Lehrmittel „Mille feuilles“, „Clin d’Oeil“ und „New World“ basieren, macht abgehobene, teilweise absurde Sprachvergleiche mit über 40 Sprachen, von Serbisch über Vietnamesisch bis hin zum Inuktikut. Ein heilloses Durcheinander ist nicht nur vorprogrammiert, sondern wird bewusst in Kauf genommen. Aufgabenstellungen für 9-jährige Kinder, wie zum Beispiel „Weisst du, dass es in der türkischen und chinesischen Sprache keinen Begleiter gibt? Notiere deine Einsichten!“, verschwenden wertvolle Lernzeit. Mit spielerischem, altersgerechtem Lernen hat diese Mehrsprachigkeitsdidaktik rein gar nichts zu tun, im Gegenteil. Die Mehrsprachigkeitsdidaktik ignoriert grundlegende Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie. Sie löst bei vielen Kindern Frust und Demotivation aus.

· Inexistentes Sprachbad: Die Mehrsprachigkeitsdidaktik geht davon aus, dass die Schüler/- innen dank der angeblichen Überlegenheit der revolutionären Didaktik die Fremdsprache wie ihre eigene Muttersprache lernen können. Dass mit zwei bis maximal drei Wochenlektionen Parlamentarischer Vorstoss, 2018/389 2/2 kein Sprachbad generiert werden kann, gibt mittlerweile auch Reto Furter (Gesamtprojektleiter von Passepartout) unumwunden zu.

Erfolgreicher Fremdsprachenunterricht basiert seit jeher auf einer dem Lern- und Entwicklungsstand der Lernenden angepassten Sprache. Für einen erfolgreichen Spracherwerb innerhalb eines Konzepts mit zwei bis drei Einzellektionen pro Woche sind folgende grundlegenden Aspekte unabdingbar:

· Durch die Lehrperson geführter und systematische Aufbau der wichtigsten Grundstrukturen.
· Das schrittweise Erlernen eines alltagsgerechten Wortschatzes.
· Die Anwendung des Grundprinzips, die Schüler/-innen von einfachen zu schwierigen Anforderungen zu führen.
· Die Selbstverständlichkeit, dass Wissen nur durch regelmässiges und vielfältiges Üben gefestigt werden kann.
· Der Einsatz von bedeutsamen, kinder- und jugendgerechten Themen.

Der Regierungsrat wird beauftragt, eine Gesetzesvorlage auszuarbeiten, welche folgende Inhalte im Bildungsgesetz aufnimmt:

Der Fremdsprachenunterricht erfolgt auf der Primarstufe und der Sekundarstufe 1 nach dem pädagogischen Grundprinzip, die Schüler/-innen von einfachen zu schwierigen Anforderungen zu führen. Die Schüler/-innen erhalten einen geführten, systematischen und aufbauenden Fremdsprachenunterricht mit einem alltagsgerechten Wortschatz.

Die Mehrsprachigkeitsdidaktik, die keine anderen Methoden zulässt, wird aus dem Lehrplan Volksschule Basel-Landschaft gestrichen. Die Lehrmittel Mille feuilles, Clin d’Oeil und New World sowie andere Lehrmittel, welche auf der Mehrsprachigkeitsdidaktik basieren, finden keine Aufnahme in die Liste der obligatorischen Lehrmittel und in die Liste der empfohlenen Lehrmittel.


Die Behandlungsfrist dieser Motion wird auf sechs Monate reduziert.

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