Nicht
alle Modetrends passen ins Klassenzimmer. Die Schule Merenschwand hat deshalb
Regeln aufgestellt. Andere Schulen verzichten darauf, weil sich Vorschriften
kaum durchsetzen lassen.
Diese Kleiderregeln gelten an Aargauer Schulen, Aargauer Zeitung, 19.9. von Noemi Lea Landolt
Trainerhosen gehören in den
Sportunterricht, Shorts sind nicht kürzer als eine Handbreite über dem Knie und
falls Schülerinnen Leggins tragen, nie ohne etwas drüber: Das sind drei von
zehn Empfehlungen, die an der Schule Merenschwand im Bezirk Muri seit diesem
Schuljahr gelten. «In der Sommerzeit verursachen unangepasste Outfits immer
wieder Diskussionen», sagt Schulleiter Heinz Mäder. Speziell auf der Oberstufe,
teilweise aber auch in der Primarschule. Deshalb hätten Oberstufenlehrpersonen
eine Kleiderordnung erarbeitet.
«Die empfohlenen Regeln dienen als
Orientierungshilfe für Eltern, Kinder und Jugendliche», sagt Mäder. Die Lehrer
hätten die neuen Regeln mit den Klassen besprochen und seien auf Verständnis
gestossen. «Auch die Eltern finden sie hilfreich, wenn sie selber Diskussionen
mit ihren Kindern haben», sagt Mäder. Sanktionen hätten bisher keine ergriffen
werden müssen: «Lehrpersonen suchen das Gespräch mit den Jugendlichen und
appellieren an ihre Einsicht.»
«Der
Ausschnitt verbirgt den BH»
Eine Zeichnung veranschaulicht die Regeln.
Während des Unterrichts gehören weder Kappen noch Hüte auf den Kopf; von der
Unterwäsche sieht man höchstens die Träger; der Ausschnitt muss bei
Schülerinnen Ansatz und BH verbergen; das T-Shirt den Bauch und die Hosen die
Unterwäsche. Sprüche, Bilder oder Symbole, die rassistisch oder sexistisch sind
und Drogen oder Gewalt verherrlichen, sind in der Schule tabu. Ebenso will die
Schulleitung nicht, dass die Schüler im Sommer barfuss zur Schule kommen.
UMFRAGE
In Neuenhof und in Frick hat die
Lehrerschaft diverse Male über eine Kleiderordnung diskutiert, eine solche aber
nie eingeführt: «Generell gelingt es, dass die Schülerinnen und Schüler
angemessen gekleidet in der Schule erscheinen», sagt Renate Baschek,
Gesamtschulleiterin in Neuenhof. Kommen Schüler unangemessen gekleidet in den
Unterricht, werden sie darauf angesprochen und teilweise auch zur Schulleitung
geschickt: «Die Schulleitung weist sie dann zum Beispiel darauf hin, dass kein
Gesetz knappe Hosen verbiete, es aber als unangemessen gesehen wird und man mit
unangenehmen Reaktionen rechnen muss», sagt Baschek. Solche Gespräche seien bis
jetzt immer wirksam gewesen.
Kleidervorschrift
gestrichen
Auch die anderen angefragten Schulen im
Kanton verfügen über keine so detaillierten Empfehlungen wie die Schule
Merenschwand. Die Regionalschule Lenzburg hat die entsprechende Vorschrift in
der Schulordnung auf das aktuelle Schuljahr gestrichen. Sie lautete: «Die
Schulkleidung unterscheidet sich klar von der Freizeitbekleidung. Freizügige
Kleidung und das Tragen von Trainingsanzügen und Mützen während des Unterrichts
werden nicht toleriert.» Eine solche Vorschrift lasse sich kaum einheitlich
durchsetzen, sagt Schulleiter Edgar Kohler: «Deshalb sollte sie in einer
Schulordnung auch nicht aufgeführt werden.» Es könne aber sinnvoll sein, in
einer Klassenstunde über die Kleidung und ihre Wirkung auf andere zu
diskutieren.
Das Gespräch ist auch in Wettingen
wichtiger als Regeln. «In der Pubertät werden Grenzen ausgelotet und die
Identität auch über Kleider gesucht und ausgedrückt», sagt Samuel Kern, der
Geschäftsleiter der Schule.
Auch die Schulen Laufenburg, Suhr,
Bremgarten und Muri haben keine Kleiderordnung und nie darüber diskutiert, eine
solche einzuführen. «Im Schulbetrieb sind bis anhin keine Vorfälle aufgetaucht,
die es notwendig gemacht hätten», sagt etwa Guido Wirth, Schulleiter in
Bremgarten. Auch in Muri sei die Kleidung «grundsätzlich kein Thema», sagt
Gesamtschulleiter Hubert Anderhub. In Einzelfällen würde die Klassenlehrperson die
Schüler darauf ansprechen. In Suhr sagt Gesamtschulleiterin Denise Widmer: «Wir
haben keine Kleiderordnung, die Kinder sollen der Witterung angepasst
erscheinen.» Das würden Kinder und ihre Eltern bereits im Kindergarten lernen.
Danach könne Kleidung ein Unterrichtsthema sein, müsse aber nicht.
Schlabber-Shirts
für den Notfall
Die Schule Seengen hat die Kleiderregel in
der Schulordnung bewusst positiv formuliert. Sie lautet: «Das Tragen
angemessener Kleidung ist für uns selbstverständlich.» Im Unterricht wird die
Kleidung in der 2. Oberstufe im Hinblick auf die Vorstellungsgespräche
thematisiert: «Im Zentrum stehen Fragen wie, was angebracht ist oder welche
Kleidung wie wirkt», sagt Gesamtschulleiter Urs Bögli. Es gebe sehr wenig
Streitfälle. Grundsätzlich wolle man vor allem bei Mädchen verhindern, dass sie
sich allzu freizügig kleiden. Sollte das trotzdem vorkommen, hat die Schule
vorgesorgt: «Wir haben ein paar XXL-T-Shirts, die Schüler anziehen müssen, die
gegen die Kleiderregelung verstossen», sagt Bögli. Oft würden sich die Schüler
anschliessend freiwillig umziehen, weil sie nicht in diesem T-Shirt umherlaufen
wollen.
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