Schüler verwenden heute
Kraftausdrücke, die früher absolut tabu waren. Die Lehrer klagen über
«Sprachverwilderung».
So derb fluchen Achtjährige heute, 20 Minuten, 18.9.
"Es gibt Modetrends wie etwa'huere schwul'", 20 Minuten, 18.9.
"Es gibt Modetrends wie etwa'huere schwul'", 20 Minuten, 18.9.
Schweizer Lehrer sehen sich zunehmend dem Phänomen der
Sprachverwilderung gegenüber. «Früher war es absolut tabu, das Wort ‹Scheisse›
zu benutzen. Heute ist Fluchen ein Bestandteil der Gesellschaft», sagt Beat W.
Zemp, Präsident des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. Dies ändere
aber nichts daran, dass Fluchen in der Schule immer noch unerwünscht sei.
Fluch- und Schimpfwörter würden die Schüler nicht mehr nur bei
Erwachsenen und Geschwistern aufschnappen, sondern auch über die sozialen
Medien, sagt Zemp. Ausdrücke wie «Gopfertami» seien Klassiker. Andere Fluchwörter
seien Modeerscheinungen, die eine Zeit lang kursierten und dann wieder
verschwinden würden – ein Beispiel dafür ist laut Zemp etwa «Son of a bitch»
(deutsch: «Hurensohn»), aktuell auch «Figg di» oder «Du Assi».
Schule und Klasse bestimmen das Fluchen
In Deutschland hat der Verband Bildung und Erziehung im letzten Jahr ein
Manifest erarbeitet, das die Verrohung der Sprache anprangert. «Sie hören heute
schon von Acht- oder Neunjährigen Begriffe wie ‹Hure›, ‹Spasti›, ‹Asylant›»,
sagte etwa der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, zu Spiegel.de.
«Der Schweizer Lehrerverband hat von diesem Manifest Kenntnis genommen»,
erklärt Zemp. Einen einheitlichen Leitfaden für Schweizer Lehrer, wie sie mit
der Situation umgehen sollten, gibt es aber nicht. «Das ist eine Kulturfrage.
In jedem Schulhaus ist die Situation anders», sagt Zemp. Wie im Schulzimmer geflucht
werde, hänge etwa von der Zusammensetzung der Klasse oder dem Standort der
Schule ab.
«Eine Frage der Erziehung»
Trotzdem greifen Lehrer durch, wenn ein Schüler flucht. «Es ist die
Aufgabe der Schule, Verhaltensregeln zu vermitteln», sagt Zemp. Folglich werde
das Benutzen von Schimpfwörtern auch sanktioniert. Steckten Kinder ihre
Mitschüler mit Kraftausdrücken an, werde das Thema an Elternabenden
angesprochen. Denn, so Zemp: «Die Sprachverwilderung ist eine Frage der
Erziehung.»
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